Unter Whale Watching versteht man die Beobachtung von Walen, Schweinswalen und Delfinen. Für uns Menschen ist es freilich ein einzigartiges Erlebnis, die grossen Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum sehen zu können. Damit man den Meeressäugern möglichst nahe kommen kann, entscheiden sich viele Touristen dafür, ihnen aufs Meer zu folgen. Über 13 Millionen Menschen beobachten die Wale jedes Jahr in mehr als 100 Ländern – und der Aufwärtstrend hält weiter an.
Ruhe und Geduld sind gefragt
Grundsätzlich ist das Whale Watching eine tolle Idee. Die majestätischen Tiere wecken in den Touristen unweigerlich Bewunderung, Respekt und Sympathie – insbesondere dann, wenn motivierte Meeresbiologinnen Erklärungen und interessante Fakten dazu liefern. Als schädlich wird vor allem die Tourismus-Industrie selbst angesehen, wenn die ökonomischen Vorteile im Vordergrund stehen und die Auswirkungen auf die Meereslebewesen nicht berücksichtigt werden. Zu viel Druck auf ihren Lebensraum kann die Tiere bedrängen, erschrecken oder gar vertreiben und sich also nachteilig auf die Walpopulationen auswirken. Entscheidend ist deshalb, dass die Ergebnisse der Verhaltensforschung in die Schutzrichtlinien des kommerziellen Beobachtens der Meeressäuger einfliessen. Unter anderem sollte sich die Schiffsbesatzung Walen nur langsam von der Seite nähern und genügend Abstand einhalten, den Motor ausschalten und warten, bis sich die Tiere entweder von alleine nähern oder davonschwimmen. Es unterliegt so einzig dem Entscheid der Wale, wie nah sie dem Schiff kommen wollen. Nach höchstens 30 Minuten sollte man die Wale wieder in Ruhe lassen. Machen sie sich aus dem Staub, sollte man sie nicht verfolgen oder hetzen.
Ökotourismus in der Wal-Industrie
In diesem Sinne nimmt die verantwortungsvolle Walbeobachtung, also der Ökotourismus, immer mehr zu. Für viele Länder ist der Ökotourismus mittlerweile zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden, unter anderem, weil dadurch viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Besonders wertvoll ist ausserdem, wenn der Ökotourismus in Synergie mit der Walforschung agiert. Whale Safari Andenes, das erste Walbeobachtungsunternehmen in der Arktis mit Sitz in Norwegen, hat es verstanden, Forschung und Nutzen für die lokale Gesellschaft mit der Walbeobachtung zu verbinden. Wissenschaftler aus aller Welt untersuchen vom Schiff aus das Verhalten von Pottwalen, während sich die Touristen gleichzeitig über die Wale informieren können. Dieses Modell findet grossen Anklang und bringt den örtlichen Hotels und Restaurants ebenfalls viel Gewinn ein. Lokale Gemeinschaften erzielen also mit dem umweltfreundlichen Ökotourismus wirtschaftliche Vorteile und tragen zur selben Zeit zum Erreichen der Naturschutzziele bei. So ganz nebenbei liegen die Einnahmen des Ökotourismus auch einiges über dem erwirtschafteten Gewinn aus getöteten Walen.
Der entscheidende Einfluss der Touristen
Als Tourist sollte man sich vorgängig über besonders verantwortungsvolle Anbieter von Whale Watching-Touren informieren. Mit Segelbooten oder auch Kajaks ist man zwar weniger schnell unterwegs als mit einem Motorboot und bekommt dadurch möglicherweise weniger Tiere zu sehen. Allerdings verursachen diese Varianten keinen Motorenlärm und werden die Wale deshalb auch weniger stören. Verhaltensregeln für Mannschaft und Touristen gehören natürlich auch zum guten Ton. Sind Experten mit an Bord, kann man davon ausgehen, dass der Anbieter sich um das Wohlergehen der Meeressäuger und Fortschritte in der Forschung bemüht. Ist zusätzlich eine Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen ersichtlich, ist dies ebenfalls als Pluspunkt zu werten. Zu guter Letzt lässt sich aus online-Erfahrungsberichten anderer Touristen auch erkennen, wie gut sich das Erlebnis auf dem Boot tatsächlich mit der Werbung auf der Webseite deckt.
Es gibt verschiedene Zertifizierungen, die an Wal- und Delfinbeobachtungsunternehmen vergeben werden. Sie müssen einem hohen Standard in Bezug auf die lokale Tierwelt, die Nachhaltigkeit und die Kundenzufriedenheit genügen. Auf internationaler Ebene ist dies die WCA (Responsible Whale Watching Certified Operators) - Zertifizierung.
Das zwischenstaatliche Abkommen zur Erhaltung der Wale des Schwarzen Meeres, des Mittelmeers und des angrenzenden Atlantikgebiets (ACCOBAMS) basiert auf Zusammenarbeit. Zweck des daraus stammenden «High Quality Whale-Watching»-Zertifikates ist vor allem, den Wissensstand zu verbessern, sodass die Tiere besser geschützt werden können und die Nachhaltigkeit des Whale Watchings garantiert werden kann.
Als Tourist sollte man sich im Klaren sein, dass man keine Garantie hat für ein Treffen mit einem Meeressäuger. Umso schöner dann, wenn man sie trotzdem erspähen darf.
Quellen und weitere Informationen:
Amrein, A.M. et al. (2020): Impacts of Whale Watching on the Behaviour of Humpback Whales
WWF: Wale beobachten – aber richtig!
Is Whale Watching ethical?
De La Cruz-Modino, R. und Cosentino, M. (2022): Conservation Hub: The Added Value of the Whale-Watching Industry
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