Weichtiere sind für die Erhaltung der Artenvielfalt unabdingbar, bauen sie doch nicht nur abgestorbene, organische Substanzen ab, sondern bilden Nahrung für zahlreiche Lebewesen. Die empfindsamen Tiere reagieren stark auf Veränderungen ihrer Umwelt und eignen sich daher sehr als Bioindikatoren für die Langzeitüberwachung der Artenvielfalt. Aus diesem Zusammenhang entstanden auch die Roten Listen, über die der Zustand der Natur und die Beurteilung der Lebensräume aufgeführt werden.
Die letzte Rote Liste der Weichtiere entstand 1994. In der revidierten Ausgabe dieses Jahres wird Bilanz über das Ergehen der Artengruppe gezogen. Erschreckend ist der Fakt, dass fast die Hälfte der Weichtierarten in der Schweiz nun als gefährdet gelten und damit aufgezeigt wird, wie sehr auch die Ökosysteme gestört sind.
In der Schweiz werden 101 (41%) der 249 bewerteten Weichtierarten gemäss den IUCN-Kriterien als gefährdet eingestuft. 40 Arten (16%) werden als potenziell gefährdet geführt. Dabei gelten 40% der 181 Landschnecken sowie 43% der 68 Wasserschnecken und Muscheln als bedroht. Am stärksten betroffen sind Arten der Feuchtgebiete sowie der Quellen, der Trockenwiesen und der Übergangsgebiete.
BAFU 2012
Verschwindet also der Lebensraum dieser endemischen Arten, sterben sie unwiederbringlich aus. Dies ist in der Schweiz bereits bei zwei Arten geschehen! Dabei trägt die Schweiz gegenüber den Weichtieren eine grosse Verantwortung, kommen viele von ihnen nur hier oder allenfalls noch in Teilen angrenzenden Auslands vor.
Zur Gefährdung beigetragen hat in erster Linie die zunehmende Landnutzung und das damit einhergehende Verschwinden ökologisch wertvoller Flächen und Lebensräume. Besonders der Rückgang der Feuchtgebiete hat den Weichtieren stark zugesetzt. Moore und nasse Waldgesellschaften wurden entwässert, sowie Seeufer, Klein- und Kleinstgewässer, Bäche und Flüsse überschüttet und verbaut. Auch die landwirtschaftliche Nutzung, besonders die Überdüngung, hat direkten Einfluss auf das Vorkommen der sensiblen Tiere in Gewässern, da die Qualität der Gewässer stark beeinträchtigt ist.
Für die Studie des BAFU werden zudem mögliche Einflüsse des Klimawandels untersucht, da wärmeliebende Arten durchaus positiv beeinflusst werden und sich stärker ausbreiten könnten. Im Gegensatz dazu sind Arten, welche auf Feuchtgebiete spezialisiert sind durch die Erderwärmung und die damit einhergehende Trockenheit bedroht.
Als nachhaltige Massnahme zur Erhaltung der Artenvielfalt müssen Biotope umfassend geschützt werden. Gezielte Vorkehrungen, beispielsweise die Revitalisierung von Ufern, das Einrichten von Pufferzonen und naturnahen Flächen sowie das Errichten von Totholzhaufen beeinflussen das Vorkommen der Weichtiere positiv. Handeln ist dringend geboten, soll die Gefährdung der Weichtierarten in der Schweiz nicht noch grösser werden und zu deren Aussterben führen.
Kommentare (0) anzeigenausblenden