Langsame Erholung der Wolfspopulation

10 Sep 2012

Einst war der Wolf im gesamten Alpenraum heimisch und das am weitest verbreitete Raubtier der Welt. Ein noch grösseres Raubtier, der Mensch, hat die Populationen drastisch reduziert und vielerorts zum Aussterben gebracht. Seit einigen Jahren kehren vereinzelte Tiere zurück, zur Freude vieler Naturfreunde, zum Leidwesen vieler Anderer.

Am Calanda im Bündner Rheintal sind Ende vergangener Woche erstmals wieder Wolfswelpen gesichtet worden. Offenbar hat das Wolfspaar, dessen Existenz bereits seit November vergangenen Jahres bekannt ist, Nachwuchs bekommen. Der Beweis liefert ein Jungtier, das in eine Fotofalle getappt ist. Für Hannes Jenny vom Amt für Jagd und Fischerei in Graubünden ist damit die Wiedereinwanderung des Wolfes in die Schweiz definitiv geglückt. Da nun auch Jungtiere bei uns leben, ist bereits von einem Wolfsrudel die Rede. Unklar ist allerdings, wie viele Mitglieder das „Rudel“ bzw. die Wolfsfamilie zählt.

Als gesichert kann hingegen gelten, dass die in der Schweiz bestehende Wolfspopulation von heute – verglichen mit dem Zustand vor ihrer Ausrottung – immer noch verschwindend klein ist. Auch im örtlichen Vergleich gibt es keinen Grund, von einer Sensation zu sprechen, insbesondere da die Wolfsbestände in den Nachbarländern – vor allem in Italien und Frankreich – wesentlich mehr Tiere umfasst. Erfreulich ist, dass die heute geltenden Schutzbestimmungen, insbesondere auch das Washingtoner Artenschutzabkommen von 1979 und die 1982 in Kraft getretene Berner Konvention (Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume) zur Erholung der Bestände führen werden.

Obwohl die Zahl der Wölfe in der Schweiz noch klein ist, freut die Rückeinwanderung nicht alle. Vielen Gruppierungen, vor allem aus der Land- und Jagdwirtschaft, ist der Wolf ein ungebetener Gast. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass Wölfe als Raubtiere immer wieder Nutztiere wie Schafe reissen. Auch wenn derer Anzahl scheinbar gross ist, gibt es doch zu beachten, dass sich der Schafbestand in den Schweizer Alpen innert rund 25 Jahren auf über 400‘000 mehr als verdoppelt hat. Damit einher gehen auch Probleme des Überbesatzes.

Die zu beklagenden Verluste sind für die Nutztierhalter verständlicherweise ärgerlich. Finanziell gesehen stellen Wolfsrisse allerdings kein Problem dar. Ein Schafhalter bekommt pro gerissenes Schaf zwischen 150 und 1`600 Franken, abhängig von dessen Zuchtwert, Rasse und Alter. Das ist in vielen Fällen mehr, als er durch den Verkauf des Fleisches an Gewinn einnehmen würde. Auch quantitativ fallen die Wolfsrissen nicht stark ins Gewicht. Ein Vielfaches der Tiere kommt durch Krankheiten, Abstürze, Stein- oder Blitzschläge ums Leben. Durch die wenigen Wölfe, die zurzeit in der Schweiz leben, ist das Zusammenleben von Wolf, Nutztier und Mensch jedenfalls nicht belastet.

Der Wolf gehört zum ursprünglichen Tierbestand der Alpen. Die Rückkehr in seinen angestammten Lebensraum ist deshalb ein Gewinn für das Ökosystem und dessen Biodiversität. Zunehmend beginnt sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass der Wolf keine Gefahr für den Menschen und seine Landwirtschaft darstellt und im Rahmen der Naturschutzbemühungen zunehmend als willkommener Bestandteil der Tierwelt gesehen wird.

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