Obwohl bisher keine Zahlen erhältlich sind, zeigen Aussagen von Tierhändlern, dass der Verkauf von Reptilien und Amphibien in der Schweiz und in ganz Europa beträchtlich zugenommen hat. Geschieht dies aus Liebe zum Tier oder ist es vielmehr eine Modeerscheinung? Beim Entscheid für den „Exoten“ können verschiedene Faktoren entscheidend sein. In manchen Fällen führt eine Allergie (z.B. gegen Katzen- oder Hundehaare) zum Kauf eines alternativen Haustiers. Oft jedoch ist es die Andersartigkeit der Tiere, die den Käufer in den Bann ziehen. Ausgefallene und nicht zuletzt „gefährliche“ Tiere (wie z.B. Vogelspinnen oder Giftschlangen faszinieren offenbar.
Diese Faszination entwickelt sich bei manchen zur grossen Leidenschaft. So beschäftigt sich beispielsweise Marc Jaeger seit frühen Kindesjahren intensiv mit Schlangen, deren Eigenschaften und Haltung. Heute hat der „Schlangenmann“ die grösste Giftschlangen-“Sammlung“ Europas und betreibt die „reptilexpo“, ein eigenes Reptilien- und Forschungszentrum.
Doch leider setzt sich nicht jeder Halter so intensiv mit seinen Tieren auseinander: Laut dem Schlangen-Fachmann werden Schlangen zu oft aus einer Laune heraus gekauft, weil jemand sich ein «cooles» Tier wünscht. Nicht selten werden die Tiere als modernes „Accessoire“ betrachtet, wie ein Schlangenhalter bestätigt: „Die meisten Reptilienbesitzer wollen sich von normalen Haustierbesitzern abheben, etwas Einzigartiges besitzen, das nicht jeder hat, wie eben eine Katze oder einen Hund. Viele lieben einfach die Schönheit dieser Tiere, eine Art faszinierender Wohnungsschmuck.“ Dabei überlegen sich die Leute oft nicht, wie anspruchsvoll, zeit- und geldaufwendig eine tiergerechte Haltung ist.
"Die meisten Reptilienbesitzer wollen sich von normalen Haustierbesitzern abheben, etwas Einzigartiges besitzen, das nicht jeder hat, wie eben eine Katze oder einen Hund. Viele lieben einfach die Schönheit dieser Tiere, eine Art faszinierender Wohnungsschmuck." Peter Groß, Reptilienhalter
Hinzu kommt das Problem des „Baby-Handels“. Die Käufer erwerben Jungtiere und unterschätzen die spätere ausgewachsene Grösse eines Tieres, sowie die daraus folgenden Konsequenzen (Platzbeanspruchung, Kosten, etc.). Selbst wenn viel Zeit und Geld in die Haltung des Tieres gesteckt wird, fehlt oft ganz einfach das Wissen über die Lebensbedingungen des Tieres. Die Reptilienbesitzer sind überfordert und halten das Tier irrtümlicherweise nicht artgerecht.
Die Folgen sind verwahrloste Tiere, die unter dem Unwissen bzw. der Vernachlässigung der Halter leiden. So werden sie in vielen Fällen frühzeitig verstossen und landen im besten Fall im Tierheim. Im schlimmeren Fall werden sie in der freien Natur ausgesetzt. Dort werden sie zur Gefahr für die Allgemeinheit (es gibt Fälle von ausgesetzten Tigerpythons…), sterben, weil sie nicht an die hiesige Umgebung angepasst sind, oder überleben und pflanzen sich fort. So können sie jedoch das lokale Ökosystem durcheinander bringen und die einheimische Fauna und Flora gefährden. Wer unbedingt Exoten halten möchte, sollte sie möglichst im Tierheim erwerben. Denn ein weiterer Grund zur Besorgnis sind die teilweise umstrittenen Zucht- und Handelsbedingungen im Tierhandel. Es kommt immer wieder vor, dass Tiere zur Profitsteigerung von Händlern in unwürdigen Bedingungen aufgezogen werden und die Transparenz auf dem Markt ist gering. Der Schweizer Tierschutz empfiehlt deshalb generell: „Finger weg von Exoten!“
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