Exoten als Haustiere: Tierliebe oder Mode-Accessoire?

30 Okt 2012
Harmlose Nattern sonnen sich in Finland auf einer Schäreninsel. Harmlose Nattern sonnen sich in Finland auf einer Schäreninsel.

Die Haltung von exotischen Haustieren liegt im Trend. Immer häufiger wird die Katze gegen die Würgeschlange, die Rennmaus gegen das Zwergchamäleon oder der Hamster gegen die Vogelspinne eingetauscht. Doch werden die Reptilien und anderen exotischen Raritäten artgerecht gehalten?

Obwohl bisher keine Zahlen erhältlich sind, zeigen Aussagen von Tierhändlern, dass der Verkauf von Reptilien und Amphibien in der Schweiz und in ganz Europa beträchtlich zugenommen hat. Geschieht dies aus Liebe zum Tier oder ist es vielmehr eine Modeerscheinung? Beim Entscheid für den „Exoten“ können verschiedene Faktoren entscheidend sein. In manchen Fällen führt eine Allergie (z.B. gegen Katzen- oder Hundehaare) zum Kauf eines alternativen Haustiers. Oft jedoch ist es die Andersartigkeit der Tiere, die den Käufer in den Bann ziehen. Ausgefallene und nicht zuletzt „gefährliche“ Tiere (wie z.B. Vogelspinnen oder Giftschlangen faszinieren offenbar.

Diese Faszination entwickelt sich bei manchen zur grossen Leidenschaft. So beschäftigt sich beispielsweise Marc Jaeger seit frühen Kindesjahren intensiv mit Schlangen, deren Eigenschaften und Haltung. Heute hat der „Schlangenmann“ die grösste Giftschlangen-“Sammlung“ Europas und betreibt die „reptilexpo“, ein eigenes Reptilien- und Forschungszentrum.

Doch leider setzt sich nicht jeder Halter so intensiv mit seinen Tieren auseinander: Laut dem Schlangen-Fachmann werden Schlangen zu oft aus einer Laune heraus gekauft, weil jemand sich ein «cooles» Tier wünscht. Nicht selten werden die Tiere als modernes „Accessoire“ betrachtet, wie ein Schlangenhalter bestätigt: „Die meisten Reptilienbesitzer wollen sich von normalen Haustierbesitzern abheben, etwas Einzigartiges besitzen, das nicht jeder hat, wie eben eine Katze oder einen Hund. Viele lieben einfach die Schönheit dieser Tiere, eine Art faszinierender Wohnungsschmuck.“ Dabei überlegen sich die Leute oft nicht, wie anspruchsvoll, zeit- und geldaufwendig eine tiergerechte Haltung ist.

"Die meisten Reptilienbesitzer wollen sich von normalen Haustierbesitzern abheben, etwas Einzigartiges besitzen, das nicht jeder hat, wie eben eine Katze oder einen Hund. Viele lieben einfach die Schönheit dieser Tiere, eine Art faszinierender Wohnungsschmuck." Peter Groß, Reptilienhalter

Hinzu kommt das Problem des „Baby-Handels“. Die Käufer erwerben Jungtiere und unterschätzen die spätere ausgewachsene Grösse eines Tieres, sowie die daraus folgenden Konsequenzen (Platzbeanspruchung, Kosten, etc.). Selbst wenn viel Zeit und Geld in die Haltung des Tieres gesteckt wird, fehlt oft ganz einfach das Wissen über die Lebensbedingungen des Tieres. Die Reptilienbesitzer sind überfordert und halten das Tier irrtümlicherweise nicht artgerecht.

Die Folgen sind verwahrloste Tiere, die unter dem Unwissen bzw. der Vernachlässigung der Halter leiden. So werden sie in vielen Fällen frühzeitig verstossen und landen im besten Fall im Tierheim. Im schlimmeren Fall werden sie in der freien Natur ausgesetzt. Dort werden sie zur Gefahr für die Allgemeinheit (es gibt Fälle von ausgesetzten Tigerpythons…), sterben, weil sie nicht an die hiesige Umgebung angepasst sind, oder überleben und pflanzen sich fort. So können sie jedoch das lokale Ökosystem durcheinander bringen und die einheimische Fauna und Flora gefährden. Wer unbedingt Exoten halten möchte, sollte sie möglichst im Tierheim erwerben. Denn ein weiterer Grund zur Besorgnis sind die teilweise umstrittenen Zucht- und Handelsbedingungen im Tierhandel. Es kommt immer wieder vor, dass Tiere zur Profitsteigerung von Händlern in unwürdigen Bedingungen aufgezogen werden und die Transparenz auf dem Markt ist gering. Der Schweizer Tierschutz empfiehlt deshalb generell: „Finger weg von Exoten!“

Bildergalerie

  • Click to enlarge image 15_08_26_DSC09690_Lolo.jpg Auch Skorpione werden als Haustiere gehalten. Dieser Italienskorpion wurde jedoch in der Natur aufgenommen. (Foto: Yolanda Stocker)
  • Click to enlarge image DSC07610.JPG Smaragdeidechsen sind in der Schweiz im Tessin heimisch. (Foto: Yolanda Stocker)
  • Click to enlarge image DSC07724.JPG Landschildkröten wie diese erfreuen sich grosser Beliebtheit. Aber Achtung: Sie können einen teilweise locker überleben. (Foto: Yolanda Stocker)
  • Click to enlarge image FinEstLand 200.JPG Nicht immer sind es harmlose Nattern wie diese (wilde), die in Terrarien gehalten werden. (Foto: Yolanda Stocker)

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