M13 sorgte bereits im Herbst 2012 für Schlagzeilen, als er wiederholt in Siedlungsgebiete vordrang (siehe Umweltnetz-Artikel „Der Bär ist los“). Als er dann in den Winterschlaf ging, glätteten sich die Wogen vorübergehend und im Puschlav wollte man sich mit einem operativen Bärenkonzept auf ein erfolgreiches Zusammenleben im Frühjahr vorbereiten. Dafür war eine enge Zusammenarbeit mit dem Münstertal geplant, wo die Koexistenz mit Bären seit längerem ohne grosse Probleme gehandhabt wird.
Doch sein frühes Aufwachen aus dem Winterschlaf ist dem Braunbären zum Verhängnis geworden. Nachdem er vor kurzem zwei Touristen und ein 14-Jähriges Mädchen erschreckt hatte, wurde er als Risikobär eingestuft und bereits am 19. Februar auf den Beschluss des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) und der kantonalen Behörde in Graubünden hin erschossen.
In der dazu einberufenen Pressekonferenz begründete Georg Brosi, Vorstehender des Amtes für Jagd und Fischerei, den Abschuss damit, dass M13 kaum noch auf Vergrämungsmassnahmen reagiert und keine Scheu vor dem Menschen mehr gezeigt habe. Da der Bär aber bisher nie aggressiv geworden ist, hält der WWF den Abschuss für verfrüht. „M13 war im Gegensatz zu JJ3 sicher kein Problembär“, betont WWF-Bärenexpertin Joanna Schönenberger. „Dass er jetzt sterben musste, hat vor allem mit der tiefen Bären-Akzeptanz im Puschlav zu tun – und dies ist wiederum eine Folge mangelnder Information der Bevölkerung.“
Ausschlaggebend für ein erfolgreiches Zusammenleben von Mensch und Bär ist die Akzeptanz in der Bevölkerung.
Georg Brosi und die Vertreter des BAFU räumten an der Konferenz ein, dass der Bär vom Menschen „falsch erzogen“ wurde. Die Präventionsmassnahmen waren unzureichend und alleine der Mensch sei schuld daran gewesen, dass M13 zum Problembären wurde und schliesslich sterben musste. „Das Ende war unausweichlich, nicht aber der Anfang“, meint Reinhard Schnidrig vom BAFU. In Zukunft wolle man deshalb alles daran setzen, um ein Zusammenleben mit Bären in der Schweiz zu ermöglichen. Dafür brauche es ein aktives Bärenmanagement und die enge Zusammenarbeit von Bund, Kantonen, Gemeinden, sowie Bauern und Imkern. Denn auch wenn nur eine Schafherde nicht bewacht oder ein Bienenhaus nicht geschützt ist, werden sich Bären zukünftig wieder in Siedlungsnähe aufhalten und als gefährlich wahrgenommen werden. In einer Medienmitteilung verlangt Pro Natura, dass der Kanton Graubünden künftig einen Bärenbeauftragten einsetzt, um die Präventionsaufgaben voranzutreiben und zu koordinieren.
Dass eine Koexistenz mit dem Bären durchaus reibungslos funktionieren kann zeigen zahlreiche Beispiele aus anderen Ländern, wie etwa Italien oder Slowenien. Eine positive Haltung der Bevölkerung ist dabei entscheidend. „Die Italiener sind Bären gegenüber viel toleranter. Sie sind in unseren Augen ein Risiko, mit dem man in den Bergen leben muss, wie mit Lawinen oder Schneestürmen“ betonte Trients Bären-Manager Claudio Groff 2012 in einem Interview. Es bleibt zu hoffen, dass der nächste Bär in Graubünden etwas mehr Geduld erfährt und die angestrebten Präventionsmassnahmen auch wirklich umgesetzt werden…
Weiterführende Informationen:
Medienmitteilung WWF.
Das Schweizer „Bärenkonzept“.
Pressemitteilung Kanton Graubünden.
Pressemitteilung Bundesamt für Umwelt (BAFU).
"FAQ zur Erlegung des Bären M13": Bundesamt für Umwelt (BAFU).
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