Während in Europa – insbesondere in Deutschland – heftig über den Kohleausstieg diskutiert wird, sieht es auf der anderen Seite der Erde völlig anders aus: Die Kohleförderung und die Bergbauindustrie allgemein boomen in Australien nach wie vor. Trotz unabsehbaren Umweltschäden stossen Bedenken von Umweltschützern und indigenen Einwohnern bei der Regierung auf taube Ohren. Sie hält am lukrativen Geschäft mit den Bodenschätzen fest.
Zwei Beispiele sollen aufzeigen, was in der australischen Rohstoffindustrie alles schief läuft.
Der Kohlebergbau zerstört das Riff vor der Haustüre
Australien verfügt über 10 Prozent aller weltweiten Kohlevorräte. Kein Wunder, dass die Kohleindustrie den wohl bedeutendsten Wirtschaftszweig des Landes stellt. Der weltweit grösste Kohleexporteur verheizt aber auch einen Teil der geförderten Kohle in den 24 landeseigenen Kohlekraftwerken. Diese Kraftwerke bilden zusammen die grösste australische Quelle von Treibhausgasen.
Genau diese Treibhausgase sind verantwortlich für irreparable Schäden – zum Beispiel direkt vor der eigenen Haustüre: Der Klimawandel droht das einmalige und ökologisch unersetzbare Great Barrier Reef ein für alle Mal auszulöschen.
Trotz der absehbaren Katastrophe geht das Geschäft mit der Kohle ungebremst weiter, und es stehen sogar neue Minen in der Planung. So soll zum Beispiel in Queensland eine der grössten Kohlengruben der Welt entstehen. Die geplante Carmichael-Mine des indischen Konglomerats „Adani“ würde 447 Quadratkilometer abdecken und innerhalb von 60 Jahren rund 2,3 Milliarden Tonnen Kohle liefern.
Die Ureinwohner und somit traditionellen Eigentümer des Gebietes haben sich von Anfang an gegen das Projekt ausgesprochen. Auch Umweltschützer sehen angesichts des Megaprojekts schwarz: Sie fürchten, dass die Natur darunter leiden wird. Da eine Kohlenmine immense Wassermengen – rund zwölf Milliarden Liter pro Jahr - verschlingt, droht der Grundwasserspiegel in der ohnehin schon trockenen Region weiter abzusinken. Flora und Fauna würden dies wohl kaum überleben.
Zusätzlich zum Verlust des terrestrischen Lebensraums hätte die geplante Mine auch schwere Konsequenzen für die marinen Lebewesen. Für den Transport werden bereits jetzt umstrittene Häfen an der Küste massiv ausgebaut. Unweit des fragilen Great Barrier Reefs soll der grösste Kohlehafen der Welt entstehen. Der ansteigende Schiffsverkehr wird nicht sonderlich förderlich sein für das Riff.
Während Umweltschutzorganisationen Alarm schlagen, haben die Regierungen Australiens und seines Bundesstaats Queensland bereits die Genehmigungen für die Mine erteilt. Sie sehen eine Chance für den wirtschaftlichen Aufschwung in der Region und erhoffen sich bis zu 10‘000 neue Arbeitsplätze.
Die Entscheidungen der Regierungen zeigen klar, dass sie trotz Kenntnissen der verheerenden Auswirkungen des Klimawandels am Kohleabbau festhalten. Australien hat sich im Rahmen des Klimaabkommens von Paris 2015 verpflichtet, die CO2-Emmissionen zu senken. In diesem Zusammenhang zeugt die geplante Erschliessung einer neuen Kohlemine natürlich nicht gerade davon, dass Australien diese Verpflichtung ernst nimmt.
Wahlen in Queensland Ende 2017 haben glücklicherweise gezeigt, dass die Bevölkerung nicht geschlossen hinter den Plänen der Regierung steht. Befürworter des Carmichael-Minen Projekts erzielten vergleichsweise schlechte Wahlresultate, sodass dem Vorhaben zumindest etwas Wind aus den Segeln genommen wurde. Aufgrund des erhöhten öffentlichen Drucks sind mittlerweile auch zahlreiche Investoren vom Projekt abgesprungen.
Uranabbau mitten im Nationalpark
Das Geschäft mit der Kohle ist nicht das einzige Sorgenkind des australischen Bergbaus: Auch der Uranabbau geniesst kein gutes Ansehen. Aufgrund der Radioaktivität und der potentiellen Verwendung für Nuklearwaffen ist das Geschäft mit Uran extrem heikel. Dass Uran in Australien sogar auf Nationalparkgebiet abgebaut wird, ist dann wirklich verantwortungslos.
Der auch bei Touristen beliebte Kakadu National Park im Northern Territory ist mehr als nur ein Nationalpark: Er ist sowohl ein UNESCO Weltnaturerbe als auch ein Weltkulturerbe.
Die Uranindustrie wurde vor der Gründung des Nationalparks aufgebaut, dennoch operieren heute noch Uranminen innerhalb des Schutzgebietes. Dies nicht ohne Zwischenfälle: Insgesamt wurden zwischen 1981 und 2009 rund 150 Lizenzverstösse und Defekte, bei denen teilweise sogar toxische Substanzen ausgetreten sind, verzeichnet. Eine Einstellung des Uran-Bergbaues ist schon längst überfällig.
Neben Umweltschützern sind es im Kakadu Nationalpark vor allem die indigenen Einwohner, die Druck auf die Bergbauindustrie machen. Als traditionelle Besitzer des Landes missbilligen sie die Ausbeutung der Rohstoffe unter Gefährdung der Umwelt und Zerstörung der Landschaft. Offiziell gehört das Uran allerdings der australischen Regierung, die das abgebaute Uran ausschliesslich exportiert. Wie der Kohleabbau ist also auch die Uranförderung wichtig für die australische Wirtschaft. Wahrscheinlich auch deshalb schenkt die Regierung den Umweltbedenken keine Beachtung.
Carmichael-Kohlegrube in Queensland
Auswirkungen der Kohleindustrie auf das Great Barrier Reef
Uranmine im Kakadu Nationalpark
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