Nach Glyphosat – Kritik an Insektenvernichtungsmittel

In den vergangenen Jahren nahm das Bienensterben immer mehr zu In den vergangenen Jahren nahm das Bienensterben immer mehr zu

Nach der hitzigen Debatte um den Unkrautkiller Glyphosat steht nun die Insektizidgruppe der Neonicotinoide im Fokus.

Längst bekannt und mit dem jüngsten Insektensterben nicht mehr abzustreiten: Auch die „modernen“ Pflanzenschutzmittel können Nützlingen schaden. Besonders für Bienen können bereits kleine Mengen der Neonicotinoide verheerende Folgen haben. Diese lähmen, töten oder beeinträchtigen das Orientierungs- und Lernvermögen der Tiere. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA bestätigt dies nach Auswertungen unabhängiger wissenschaftlicher Studien.

Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln

Meist setzen Landwirte die Pestizide als Saatgutbeizmittel ein. Dabei soll die Saat oder Pflanzung vor Pilzbefall und Schädlingen (Insekten, Vögeln) geschützt werden. In der Regel werden die Samenkörner dabei mit einem pulvrigen oder flüssigen Mittel umhüllt. Um die Verwendung als Futter- oder Nahrungsmittel zu verhindern, werden die Beizmittel in auffälligen Farben gefärbt. Bis zur Ernte hat sich diese Färbung vollständig abgebaut.

Bienensterben

Neonicotinoide stören die Gehirnprozesse der Bienen und schränken ihre Kommunikation, Navigation und Pollensammelfähigkeit ein. Wie Studien zeigen, machen Bienen beim Einsatz der Pestizide weniger Sammelflüge, da sich ihr Orientierungssinn verschlechtert. Sie brauchen viel länger für die Rückkehr in den Bienenstock. Ausserdem führen die Mittel zu einer höheren Sterberate der Arbeiterbienen. Dies wird im Stock ausgeglichen, indem mehr Arbeiterinnen ausgebrütet werden. Auf Kosten der männlichen Bienen, wodurch es zu einer genetischen Verarmung des Volks kommen kann. Da die Pestizide von den Pflanzen im Wachstum aufgenommen und in Blüten und Blättern verteilt werden, nehmen Bienen diese also auch auf, wenn die Landwirte während der Blütezeit nicht spritzen. Forscher aus Grossbritannien und Irland fanden heraus, dass Bienen, die einmal mit Neonicotinoiden in Berührung kamen, danach die behandelten Pflanzen bevorzugen. Diese Wirkung auf die Tiere ist zu vergleichen mit der von Nikotin auf uns Menschen. Die Bienen verfallen also einer Art Sucht.

Verbot bestimmter Mittel

Bereits 2013 legte die EFSA eine Risikobewertung vor, welche befürchten liess, wie schädlich Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid - drei verschiedene Neonicotinoide - sein können. Die EU-Kommission entschied damals, den Einsatz dieser Pestizide einzuschränken. Aktuell ist es verboten, die Stoffe auf Rapssaat und beim Anbau von Kirschen, Äpfeln und Gurken anzuwenden. Doch gibt es einige rechtliche Lücken und für bestimmte Pflanzen Sondergenehmigungen. Die EFSA veröffentlichte im Februar 2018 eine neue Studie, die den aktuellen Stand des Wissens aufzeigt. Nun ist klar, wie schädlich die Pestizide tatsächlich sind. Frühere Befürchtungen sind damit bestätigt. Umweltschützer fordern jetzt ein komplettes Verbot der Neonicotinoide.

Es ist also an der Zeit, dass sich die EU-Kommission und alle Mitgliedstaaten auf ein Freiland-Verbot einigen. Am 22. März wird in Brüssel über das Verbot diskutiert. Ob dann bereits eine Entscheidung fällt, ist noch unklar. 

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