Der römisch-katholische Weltfriedenstag vergegenwärtigt jährlich am 1. Januar die Bedeutung des friedvollen Miteinanders für Mensch und Umwelt. Ohne Frieden gibt es keinen Umweltschutz — und ohne Umweltschutz dauerhaft keinen Frieden. Wir alle sind auf den Zugang zu natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser und Wald für unseren Lebensunterhalt angewiesen. Ist dieser Zugang wegen Übernutzung, Umweltzerstörung oder klimatischen Veränderungen nicht mehr gewährleistet, können gewaltsame Konflikte entstehen. Dabei werden eben diese kostbaren Ressourcen weiter zerstört.
Der Krieg um Ressourcen…
Eine bekannte Weisheit besagt: „Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.“ Hilfe zur Selbsthilfe ist ein wichtiges Prinzip, das aber nur so lange funktioniert, wie die Ressourcen und Grundstrukturen, auf denen die Selbsthilfe aufbaut, vorhanden sind. Trocknet der See aus, verschwinden die Ressourcen und es muss nach Alternativen gesucht werden. Diese Suche kann auf eine friedliche oder eine gewalttätige Weise erfolgen. Fragt man politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, scheint ein aggressiver Konflikt wahrscheinlicher. Denn in politischen Kreisen werden der Klimawandel und einhergehende Umweltveränderungen zunehmend als Risiko für den Frieden wahrgenommen.
„Wenn die Menschen keinen Zugang mehr zu sauberem Trinkwasser haben, ganze Ernten wegen Dauerdürren ausfallen und Konflikte um die wenigen verbleibenden Ressourcen beginnen, werden die Kriege der Zukunft Klimakriege sein."
Heiko Maas, Bundesminister des Auswärtigen
Die Folgen der Umweltzerstörung und der Klimaveränderung können auf verschiedene Weisen zu Konflikten führen. Umwelt- und klimabedingte Migrationsbewegungen können beispielsweise die Stabilität der betroffenen Länder erheblich gefährden. In einigen Ländern führen der mangelnde Zugang zu Land und die fehlenden Landrechte zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Auch der Bau von Staudämmen, der oftmals mit Umsiedlungen verbunden ist und schwerwiegende Folgen für die örtliche Bevölkerung nach sich ziehen kann, kann Konflikte auslösen. Darüber hinaus kann die Verteilung der Einnahmen durch die Gewinnung und die Nutzung von Rohstoffen wie Öl, Holz, Gold, Diamanten oder Mineralien zu Konflikten zwischen Bevölkerungsgruppen bzw. der Regierung und der Bevölkerung führen. In den Konflikten im Irak, Süd-Sudan, in Nigeria, im Südchinesischen Meer und in der Ukraine spielte der Zugang zu fossilen Energiequellen eine wichtige, wenn nicht sogar zentrale Rolle.
…zerstört Ressourcen
Gleichzeitig zerstören ebendiese Kriege die Umwelt und ihre kostbaren Ressourcen. Während des Irakkriegs 1991 beispielsweise wurden mehr als die Hälfte der berühmten Dattelpalmen zerstört — vor dem Krieg waren es 30 Millionen Palmen, heute nur noch 12 Millionen.
Die Auswirkungen von Konflikten auf die Umwelt hängen von den anvisierten Zielen und den eingesetzten Waffen ab. Werden Industrieanlagen beschossen, können chemische Stoffe austreten oder verbrennen und die Umwelt vergiften. Wenn produzierende Ölfelder beschädigt werden, kann das zu heftigen Bränden, Rauchentwicklung, dem Austreten von Öl in den Boden oder den Wasserkörper führen. Die Zerstörung von Kanalisation und Kläranlagen würde zur Verschmutzung der Umwelt durch Fäkalien führen und die Gesundheit der Zivilbevölkerung bedrohen. Die Bombardierung nuklearer Einrichtungen und/oder der Einsatz von Atomwaffen hätte eine weitreichende radioaktive Verseuchung zur Folge, die sich über viele Jahre auf Mensch und Umwelt auswirkt. Schäden, die durch chemische und biologische Waffen entstehen können, lassen sich schwer voraussagen. Doch es lässt sich erkennen, dass viele davon verheerende Auswirkungen auf die Umwelt haben. Vietnams Wälder, die nach dem Einsatz von Millionen von Litern des chemischen Entlaubungsmittels Agent Orange ihre Blätter verloren, sind eines der besten Beispiele.
Vietnamesische Wälder vor und nach dem Einsatz von Agent Orange. Wikipedia Commons
Friedensbildung im Namen der Umwelt
Die Natur ignoriert von Menschen geschaffene Grenzen. Umweltprobleme betreffen meist mehrere, auch verfeindete Gemeinschaften. Dadurch haben alle Parteien einen Anreiz, das Problem gemeinsam zu lösen. Aus diesem Gedanken wurde das Konzept der ökologischen Friedensförderung (engl.: Environmental Peacebuilding) ins Leben gerufen. Ein gutes Beispiel dafür, wie verfeindete Gruppen ihre Differenzen angesichts gemeinsamer Umweltprobleme beiseitelegen und in Dialog treten, ist das Projekt „Good Water Neighbors“ in Israel/Palästina. Im Rahmen des Projekts der Organisation EcoPeace Middle East arbeiteten Gemeinden aus Israel, dem Westjordanland, dem Gazastreifen und Jordanien zusammen, um sich gemeinsam dem Problem der Wasserknappheit zu stellen und lokale Wasserressourcen zu schützen.
Umweltbedrohungen betreffen uns alle gleichermassen. Projekte wie dieses zeigen, dass wir diese durch friedvolle Zusammenarbeit entschärfen können.
Quellen und weitere Informationen:
Environmental Peacebuilding
Umweltbundesamt: Umweltschutz und Friedenssicherung
Eco Peace Middle East: Project Good Water Neighbors
Auswärtiges Amt: Rede von Heiko Maas an der UN-Generalversammlung 2019
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