Als im Jahr 1973 ägyptische und syrische Truppen einen Überraschungsangriff auf Israel durchführten, bekam auch die Schweiz die Folgen des Jom-Kippur-Kriegs zu spüren. Das darauffolgende Ölembargo der arabischen Staaten führte zu Treibstoff-Engpässen in ganz Europa. Als Reaktion darauf fanden in diesem Jahr in der Schweiz zwei autofreie Sonntage statt. Seither waren solche autofreien Tage immer wieder ein politisches Thema, viele Initiativen blieben jedoch ohne Erfolg. Auch vom heutigen autofreien Tag ist kaum etwas zu spüren. In einigen Schweizer Städten scheint sich der Wind nun aber langsam zu drehen.
Sonntage ohne Verkehr
Die Forderung von autofreien Tagen in den Städten wird immer lauter. Beispielsweise Winterthur kündigte Anfang des Jahres vier autofreie Sonntage an. Diese sollen der Bevölkerung die Gelegenheit geben, das eigene Mobilitätsverhalten zu hinterfragen und die positiven Auswirkungen des Verzichts auf Autos zu erleben. Ein generelles Fahrverbot in der Innenstadt ist jedoch meist nicht möglich, da Kantonsstrassen in der Hoheit der Kantone liegen und nicht von Städten gesperrt werden dürfen. Winterthur ist nun im Gespräch mit dem Kanton Zürich, um zusätzlich zu den Quartieren auch die grossen Durchgangsstrassen für einige Sonntage im Jahr zu entlasten. Dass der Einfluss dieser Aktionen auf den CO2-Ausstoss minimal ist, ist den Städten bewusst. Es gehe um die Sensibilisierung, lässt die Stadt Winterthur verlauten.
Auch die Stadt Bern führt jährlich einen autofreien Sonntag durch. Dieser wird von den Bewohnern mit Liegestühlen und Planschbecken auf den Strassen in der Nähe des Hauptbahnhofs gefeiert.
Autofreie Zonen
Nicht nur die autofreien Tage nehmen in der Schweiz zu, sondern auch die verkehrsfreien Zonen. Auch hier liegen die Städte vor den ländlichen Regionen. Einzig Tourismusorte wie etwa Zermatt, Mürren, Melchsee-Frutt oder die Riederalp sind bereits verkehrsfrei.
Einer der ersten Orte, welcher vor knapp 40 Jahren die Altstadt zu einer Fussgängerzone umwandelte, war Rheinfelden im Kanton Aargau. Grund für die Errichtung solch einer verkehrsbefreiten Zone war das hohe Aufkommen an Pendlerverkehr, welcher täglich die Strassen verstopfte. «Dieser Pendlerverkehr brachte der Altstadt und ihren Gewerbebetrieben keine Wertschöpfung– im Gegenteil: Er verhinderte, dass die Kunden überhaupt in die Stadt gelangten», meint Franco Mazzi, Stadtammann von Rheinfelden, im Rückblick. Trotz der Bedenken einiger Anwohner, welche um die Attraktivität der Altstadt für auswärtige Kunden fürchteten, zieht die Stadt indessen eine positive Bilanz. Gute Zufahrtsrouten und Parkmöglichkeiten, geregelte Bewilligungen für Gewerbe und kundenfreundliche Parkgebühren haben sich bewährt.
Während autofreie Tage und Zonen in den Städten zusehend beliebter werden, können auf kantonaler Ebene kaum Veränderungen verzeichnet werden. Sowohl die Kantone Solothurn wie auch Basel-Stadt lehnten im letzten Jahr kantonsweite autofreie Sonntage ab. Die aktuellen Beweggründe vermögen offensichtlich weniger zu motivieren als jene vor 50 Jahren. Während damals die Benzinknappheit ausschlaggebend war, so sind es heute eher Überlegungen zum Klimaschutz und zu einer Neuorientierung der Mobilität. Doch diese finden anscheinend immer noch weniger Gehör…
Quellen und weitere Informationen:
SRF: Städte streben nach Sonntagen ohne Autoverkehr
Aargauer Zeitung: Winterthur führt vier autofreie Sonntage pro Jahr ein
Schweizer Gemeinde: Wie viel Verkehr braucht eine lebendige Innenstadt?
My Switzerland: Autofreie Orte
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