Unsere Strassen könnten viel leiser sein

Am 27. April ist Tag gegen Lärm. Besonders viele Menschen leiden unter dem Strassenverkehrslärm.

Er ist uns sicher allen schon mal so richtig auf die Nerven gegangen– der Lärm. Seien es die Elektro-Sounds, welche der Nachbar unaufhörlich aus seinen Musikboxen dröhnen lässt, oder die Baustelle vor dem Haus, die einem den unbeschwerten Nachmittag auf dem Balkon verunmöglicht. Wir alle haben schon erlebt, wie lästig Lärm sein kann. Was wir als Lärm empfinden, ist dabei nicht primär von der Lautstärke abhängig. Viel entscheidender ist unsere persönliche Bewertung. Kaum jemand stört sich am Singen einer Amsel. Der niedrigere Geräuschpegel der neu gebauten Strasse 30 Meter vom eigenen Haus entfernt kann jedoch für manchen zu einem sehr grossen Ärgernis werden.

Lärm macht krank

Bei den starken Emotionen, die Lärm auslösen kann, ist es nicht verwunderlich, dass früher oder später in der Geschichte die Forderung nach verbindlichen Regeln auftauchte, an die sich alle zu halten haben. Lärm kann nicht nur unser Wohlbefinden, sondern auch unsere Gesundheit beeinträchtigen. Lärm veranlasst unseren Körper dazu, Stresshormone zu produzieren und erhöht unsere Herzfrequenz und unseren Blutdruck. Das kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen sowie psychischen Belastungen führen. Auch wenn Lärm nicht zwingend zu einer Krankheit führt, schränkt er unser Wohlbefinden massiv ein. Aufgrund all dieser negativen Auswirkungen wurde 1986 die Lärmschutzverordnung eingeführt, welche Grenzwerte für Lärmimissionen und –emissionen definiert. Lärm-Imissionen bezeichnen dabei die auf einen Ort einwirkende Lärmbelastung. Als Lärm-Emission gilt die Lärmbelastung, die von einer Quelle, also beispielsweise einer Baustelle, ausgeht.

Strassen wurden lauter anstatt leiser

Der Strassenverkehr ist der grösste Lärmverursacher in der Schweiz. Deshalb wurde im Jahr 1985 eine Lärmsanierung der Schweizer Strassen beschlossen. Bis 2002 hätte die Aufgabe abgeschlossen werden sollen, aufgrund der Nichterfüllung der Ziele wurde eine zweite Frist ins Jahr 2018 gesetzt. Auch da fiel die Bilanz bescheiden aus.
Der Strassenverkehr hat seit 1985 beträchtlich zugenommen, die Sanierungsmassnahmen konnten kein genügend starkes Gegengewicht setzen. Die Zahl der Lärm-Betroffenen ist beachtlich: Jede 7. Person am Tag und jede 8. Person in der Nacht ist schädlichem oder lästigem Strassenlärm ausgesetzt. Andere Verkehrslärmquellen wie Züge oder Flugverkehr fallen (im statistischen Durchschnitt) deutlich weniger ins Gewicht. Der Strassenverkehr macht ca. 85% der vom Verkehrslärm ausgehenden Lärmbelastung aus.

Grosse Autos verursachen grossen Lärm

Mit ein Grund für den zunehmenden Strassenverkehr sind die immer grösseren Autos mit breiteren Pneus. Auch der Auspufflärm, der von unseren Autos ausgeht, könnte um ein Viertel reduziert werden. Doch der Trend geht leider in die gegenteilige Richtung, denn bei Käufern von Sportwagen kommen Lärmmacher wie Auspuffkappen besonders gut an. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass ein Umstieg auf lärmarme Pneus den gleichen lärmsenkenden Effekt hätte wie eine Halbierung des Verkehrsaufkommens. Man kann sich leicht vorstellen, wie sich dadurch die Lebensqualität der Menschen verbessern würde, die an einer Strasse wohnen.
Der vermehrte Umstieg auf Elektromobilität sorgt im Gegenzug dafür, dass auch immer mehr leise Fahrzeuge auf den Strassen zu finden sind - zu leise dürfen diese jedoch aus Sicherheitsgründen nicht sein, weshalb sie künstlich Geräusche erzeugen müssen.

Ebenfalls wirksam wäre der vermehrte Umstieg auf den öffentlichen Verkehr. Wir empfinden Lärm als störender, wenn er als konstanter Geräuschpegel auftritt, als wenn er in Intervallen auf uns einwirkt. Zwar verursacht auch der Bahnverkehr Lärm, die Lärmemissionen sind dabei aber örtlich sowie auch zeitlich begrenzter.

Die vielfältigen Möglichkeiten zur Reduktion des Strassenlärms zeigen: Es gibt eine Strasse oder eben vielleicht eine Schiene in eine lärmärmere Zukunft, wir müssten uns nur gemeinsam auf den Weg machen. Pünktlich zum Tag gegen Lärm hat der Bund nun die Weiterführung der finanziellen Unterstützung (und für den Zeitraum 2023–2024 eine Erhöhung der Bundesbeiträge auf 26 Millionen Franken pro Jahr) beschlossen, mit denen die Lärmsanierung der Strassen in den Kantonen weiter vorangetrieben werden soll.

 

Quellen und weitere Informationen:
Lärmliga: Verkehrslärm
BAFU: Gesundheitliche Auswirkung von Lärm
Medienmitteilung BAFU: Schutz vor Strassenlärm

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