Es ist fast überall zu finden und war doch bis vor einigen Jahren den wenigsten ein Begriff. Mikroplastik. Wie der Name besagt, handelt es sich hierbei um winzigste Plastikteilchen, genauer um Plastikpartikel, die eine Grösse von unter 5 mm aufweisen. Mit dieser geringen Grösse ist Mikroplastik von blossem Auge oft schwer erkennbar – und deshalb entging es auch lange unserer Aufmerksamkeit. Während im Jahr 2015 in Deutschland erst 58 % der Bevölkerung von Mikroplastik gehört hatten, waren es 2018 bereits 83 % der Befragten. Das Thema rückte weiter in den Fokus, nachdem Ende 2018 erstmals Mikroplastik in menschlichem Stuhlgang gefunden wurde. Was schon lange vermutet wurde, weiss man seither mit Sicherheit: Mikroplastik gelangt auch in unseren Körper –der Menge einer Kreditkarte pro Woche entsprechend, wie eine Analyse des WWFs zeigte. Weitere Untersuchungen belegten, dass sich das Mikroplastik nach dessen Aufnahme teilweise in menschlichen Organen ablagert. Für direkte schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit gibt es bislang keine belastbaren Beweise. Allerdings wurde herausgefunden, dass Kunststoffe besonders viele Schadstoffe an ihrer Oberfläche binden. Allgemein wird verstärkte Forschung in diesem Bereich gefordert.
Der Plastik wird nach folgenden Grössen unterteilt:
Makroplastik: Plastikpartikel > 20 Centimeter
Mesoplastik: Plastikpartikel 5 Millimeter-20 Centimeter
Mikroplastik: Plastikpartikel 0.0001 Millimeter-5 Millimeter
Nanoplastik: Plastikpartikel <0.0001 Millimeter (=100 Nanometer)
So entsteht Mikroplastik
Mikroplastik entsteht entweder durch natürliche Zersetzung oder wird gezielt hergestellt. Bei den industriell hergestellten Plastikpartikeln spricht man von primärem Mikroplastik. Die winzigen Kunststoffteilchen werden oftmals als Zusatz für Kosmetikartikel verwendet, beispielsweise in Form von Massageperlen in Duschgels oder als Bindemittel. Sekundäres Mikroplastik entsteht durch die Nutzung und Entsorgung von Kunststoffprodukten (Abrieb von Autoreifen oder Faserabrieb beim Waschen synthetischer Textilien) oder durch den Abbau von grösseren Plastikteilchen: Plastik zerfällt durch die Einwirkung von Sonne, Wind und Wellen in kleinere Mikroplastikpartikel.
Der Abbau von Plastik erfolgt meist fast ausschliesslich physikalisch. Ein chemischer Abbau, also die Zerlegung grösserer Verbindungen in einfachere Stoffe, oder biologischer Abbau findet beim Plastik kaum statt. Eine Ausnahme bildet biologisch abbaubarer Kunststoff. Die schwere Abbaubarkeit von Plastik (Persistenz) macht die riesigen Mengen an Kunststoffabfällen in den Meeren besonders problematisch - sie verschwinden nie ganz.
Hier findet man Mikroplastik
Riesige Mengen an Plastik, darunter auch Mikroplastik, gelangen ins Meer. Eine Untersuchung der Universität Bayreuth ergab, dass sich in einem Gramm Muschelfleisch je nach Region 0.13 bis 2.45 Mikroplastikpartikel befinden. Mancherorts bestehen 3% des Meeresstrandes aus Plastikpartikeln.
Mikroplastik befindet sich aber nicht nur im Meer, sondern auch im Boden und in der Luft. Über den Wind werden die Kunststoffteilchen oftmals mehrere tausend Kilometer verfrachtet. So gibt es in der Arktis fast gleich viel Mikroplastikmüll wie in dicht besiedelten Gebieten.
In den Boden gelangt Mikroplastik über verschiedene Wege: Etwa über Abfall, der in der Umwelt liegen gelassen wurde, Plastikreste im Grünabfall, die Landwirtschaft oder den Reifenabrieb. Dort werden die Partikel teilweise von Tieren gefressen, wodurch sie schliesslich in unsere Nahrungskette gelangen.
In Zukunft wird die Menge an Mikroplastik in der Umwelt voraussichtlich noch stark zunehmen. Im März 2022 gab es jedoch einen Lichtblick: An der UN-Umweltkonferenz in Nairobi gaben fast 200 Länder grünes Licht für die Aushandlung eines Abkommen, das die Plastikverschmutzung eindämmen soll. Das Abkommen soll 2024 unterzeichnet werden.
Quellen und weitere Informationen:
WWF: Assessing plastic ingestion from nature to people
Studie Universität Bayreuth
Stiftung Warentest: Wie gefährlich sind die winzigen Kunststoffteilchen
Bundesinstitut für Risikobewertung: Verbrauchermonitor 2015
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