Wo liegt das Problem bei unserer geliebten „Schoggi“? Eine Antwort gibt in jeder Hinsicht die Kakaopflanze. "Bei 95 Prozent der Schokolade-Produkte kann nicht ausgeschlossen werden, dass im Kakaoanbau Kinder ausgebeutet, Kleinbauernfamilien Hungerlöhne bezahlt oder Arbeiter menschenunwürdig behandelt werden", so Dr. Bernhard Zeilinger von Südwind, Leitung und Koordination des internationalen Projektes „Make Chocolate Fair!“, zur Online-Ausgabe der Tageszeitung KURIER. Fairtrade Organisationen wie Max Havelaar kategorisieren die vielseitigen Probleme folgendermassen:
Ökonomische Probleme: Der meiste Kakao kommt aus Ghana und der Elfenbeinküste aus abgelegenen Ortschaften mit prekärer Infrastruktur.Die schlecht informierten Bauern verkaufen einem Zwischenhändler ihre Bohnen, der wiederum den gesamten Ertrag verschiedener Bauern auf dem Markt verkauft. Wenn die hohen Steuern auf exportierte Kakaobohnen auch noch berücksichtigt werden, kann pauschal gesagt werden, dass der Kakaobauer unter dem Strich nur die Hälfte des ohnehin schon niedrigen Verkaufspreises zu Gesicht bekommt.
Soziale Probleme: Die Kakaoernte ist bei vielen Kakaobauern die Haupteinnahmequelle und bietet lediglich genug Geld für ein knappes Überleben. Wenn zusätzlich noch ein Preiseinbruch wegen Dürren oder Schädlingen stattfindet, sind - wenn ein Überleben überhaupt noch denkbar ist - die Bauern auf die Mitarbeit von (ihren) Kindern angewiesen, da das Einstellen von Erwachsenen ihnen zu teuer zu stehen kommt. Die Kinder erhalten keine Bildung, womit auch sie nicht lernen, wie man den Kakaoertrag erhöhen kann oder welche Chancen auf dem Markt möglich sind. Noch prekärer ist es in einigen Gegenden in Ghana. Hier werden regelmässig Kinder entführt und zur Arbeit auf den Feldern gezwungen - sogenannte Kindersklaven. Hier wird dokumentiert, wie unser Essverhalten sich auf diese moderne Sklaven des 21. Jahrhunderts auswirkt.
Ökologische Probleme: Hand in Hand mit Armut und mangelnder Bildung gehen die ökologischen Probleme. Wer nicht genügend Geld für das eigene Überleben hat, wird kein Geld in die Erneuerung der Kakaopflanzen, in angepasste Düngemittel oder bessere Infrastruktur investieren. Es bildet sich ein Teufelskreis: Ausgelaugte Böden, Dürren und alte Pflanzen führen zu weniger Erträgen und zu Qualitätseinbussen. Das wiederum drückt den Preis der Bohnen.
Soll man auf den Osterhasen verzichten?
An Ostern muss man trotzdem nicht ganz auf die süssen Hasen verzichten. Momentan lassen sich zwei Trends beobachten: Labeling ist ein Vorgang, bei dem das Produkt durch (hoffentlich) neutrale Experten ein Zertifikat erhält. Jedes Label achtet jedoch auf unterschiedliche Kriterien. So kann beispielsweise ein Label Wert auf die Qualität der Bohnen, ein anderes auf die Herstellung und ein drittes auf die ökologische Auswirkung der Bohnen auf die Umwelt achten. Daher ist es wichtig, dass wir uns als Konsumenten im Vorfeld über die verschiedenen Labels erkunden. Ein Label, welches im Fall Kakao sowohl auf einen fairen Preis der Bohnen, als auch auf die Unterstützung und Ausbildung der Bauern achtet, ganz auf Kinderarbeit verzichtet und darauf besteht, dass alle möglichen Zutaten im jeweiligen Produkt auch tatsächlich diesen Kriterien entsprechen, ist das Fairtrade Label Max Havelaar.
Der zweite Trend, der sich auch vermehrt in Konditoreien abzeichnet, ist die direkte finanzielle Unterstützung eines Projekts. Die Konditorei Bachmann in Luzern ist hierfür ein gutes Beispiel. Matthias Bachmann, Geschäftsleiter zu umweltnetz-schweiz: „Ein grosser Teil unserer Kakaobohnen stammt aus Ghana, und zwar aus einem kontrollierten Anbau. Wir besuchen die Plantage jährlich und investieren in die Infrastruktur vor Ort, vor allem in Schulen, damit die Kinder eine Ausbildung geniessen können und nicht auf der Plantage arbeiten müssen.“ Ausserdem unterstützt die Bachmann-Stiftung benachteiligte und behinderte Kinder medizinisch und hilft Hunger auf der Welt zu bekämpfen.
Fazit ist: Manchmal ist es notwendig auch im Stress des Einkaufens, Inne zu halten und sich über den Ursprung seiner Nahrung zu informieren, die Labels und ihre genaue Bedeutung zu studieren und wenn nötig auch vor Ort die Fachkräfte zu fragen. Nur wenn die Nachfrage nach fairen Produkten steigt, mühen sich Hersteller und Händler, Veränderungen anzustreben.
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