Der Virunga Nationalpark erstreckt sich über 7835km² und ist von fesselnder Schönheit. Der Nationalpark wurde im Jahre 1925 durch die damals belgische Regierung gegründet. Seit 1994 steht der Park auf der roten Liste des gefährdeten Welterbes. Viele Milizen aus dem benachbarten Ruanda flüchteten zu dieser Zeit in den Kongo. Seit 20 Jahren ist er immer wieder Schlachtfeld verschiedener kleiner Kriegsparteien. Der Nationalpark ist von atemberaubender Vielfalt. Seine Landschaft ist geprägt durch Seen, dichten Regenwald, Gebirge, aktive Vulkane und fliessende Gewässer. Sie gilt als Naturspektakel schlechthin. Die Region bietet unzähligen Tierarten einen Lebensraum. Darunter auch dem menschenähnlichen Berggorilla.
Profitgierige Unternehmer profitieren von Korruption
Die kostbaren Ressourcenvorkommen sind für die heimischen Tiere und Bewohner aber nicht nur ein Segen: Wilderer und Unternehmer wollen Profit aus den Naturschätzen schlagen. Kongo hat eine instabile Regierung und gehört zu den ärmsten Regionen der Welt. Korruption ist ein grosses Problem. Die lokale Bevölkerung ist arm und will an den Schätze des Bodens mitprofitieren. Rodungen und Wilderungen sind die Folgen ihrer Not und ihres Unmuts. Parkranger sowie private Initianten und Organisationen schlagen seit längerer Zeit eine unermüdliche Schlacht gegen die rücksichtslose Ausbeutung von Virunga. In den letzten 10 Jahren sind dabei 150 Ranger ums Leben gekommen. Ohne ihren entschlossenen Einsatz für den Erhalt des Parks und den Schutz der Tiere, würde es Virunga wohl nicht mehr geben.
Steigende Lebensstandards könnte die Situation entschärfen
Der Nationalparkdirektor Emmanuel de Merode versucht nun – nach mehreren moralischen Apellen – die umliegenden Gemeinden davon zu überzeugen, dass sie mit Hilfe des Parks grosse Einnahmen erzielen können. Die Ressourcen des Parks sollen verantwortungsbewusst genutzt werden und beispielsweise Energieproduktion und Tourismus ermöglichen. Nachhaltige Projekte könnten Arbeitsplätze schaffen und eine Verbesserung des Lebensstandards bewirken. Er ist davon überzeugt, dass Menschen, denen es gut geht, auch ihre Umwelt schützen. Noch immer kämpft er damit gegen unterschiedlichste Interessensgemeinschaften, die das Land für kurzfristige Rendite ausnutzen wollen. In seiner nun fast 10-jährigen Amtszeit machte sich der belgische Merode viele Feinde: 2014 wurde ein Attentat auf den Parkdirektor verübt. Das Haus kann er deshalb nur noch mit Leibwächtern verlassen.
Filmtipp: „Virunga“
Im britischen Dokumentarfilm „Virunga“ (2014) besucht die Journalistin Melanie Gouby verschiedene Parkranger, die den Nationalpark Virunga vor seiner Ausbeutung schützen. Die im Film porträtierten leidenden und vom Aussterben bedrohten Berggorillas stehen bildlich für den Zustand des Parks. Tier- und Umwelt, aber auch die lokale Bevölkerung rund um Virunga leiden unter dem erbitterten Machtkampf einzelner profitgieriger Menschen. Der Film widmend sich besonders dem aufopfernden Kampf der Parkranger, die Artenbestände der Berggorillas zu retten und die Ölbohrungen des britischen Ölkonzerns SOCO einzudämmen. Er zeigt aber auch, wie schwer durchschaubar die Interessensgeflechte rund um den Nationalpark sind und wie unverblümt Korruption in einer instabilen Regierung florieren kann.
Weiterführende Informationen:
„Wo ein Nationalpark Frieden schaffen soll“: NATIONAL GEOGRAPHIC Heft 07 / 2016
Übereinkunft zwischen SOCO und WWF zum Stoppen der Ölsondierungen in Virunga
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