Schweizer Banken auf dem Nachhaltigkeits-Radar

Schweizer Bankengeschäft: Nachhaltig und Grün? Schweizer Bankengeschäft: Nachhaltig und Grün?

In einer Studie zur Nachhaltigkeit im Schweizer Bankensektor erhielten lediglich drei Banken das Urteil „zeitgemäss“. Vermisst werden Transparenz in der Vermögensverwaltung und der konsequente Einbezug von Umweltaspekten bei Finanzierungsentscheiden.

Banken leisten in der Schweiz mit 13% einen hohen Beitrag zum Bruttoinlandprodukt. Viel Geld also, das in diesem Sektor vorhanden ist und wiederum an anderen Orten eingesetzt werden kann. Wird das Kerngeschäft genutzt, um eine nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft, Gesellschaft und Natur voranzutreiben? Oder dreht sich alles um den schnellen, kurzfristigen Gewinn? Genau über solche Fragen soll eine kürzlich erschienene Studie des WWF Schweiz Klarheit verschaffen.

Wer wurde bewertet?

Das Rating umfasst die 15 grössten Schweizer Retailbanken (gemäss Bilanzsumme) und stuft deren Nachhaltigkeitsniveau ein. 14 haben an einer aktiven Befragung teilgenommen – eine Bank wurde anhand öffentlich zugänglicher Informationen bewertet. Neben der Unternehmensführung wurden auch die Nachhaltigkeitspraktiken der Retailbanken in den Bereichen Sparen/Anlegen/Vorsorgen und Kredite/Finanzierungen unter die Lupe genommen.

  • Unternehmensführung (politisches Engagement, Strukturen & Standards)
  • Verwaltung von Geldanlagen (Sparen, Anlegen und Vorsorge von Privatkunden)
  • Kredite und Finanzierungen (Privat und Firmenkunden/KMU)

Betriebsökologische Führung

Der Bericht zeigt auf, dass Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte in den untersuchten Retailbanken gut verankert sind. In der Unternehmensführung schneiden die Hälfte als mindestens „zeitgemäss“ ab. Bei vielen Banken beschränkt sich dieses Engagement aber auf das Einsparen von Energie und Ressourcen der Unternehmen selbst.

Wo fliesst mein Erspartes hin?

Bemängelt wurde bei den meisten Banken das Fehlen eines Sparproduktes, welches auf eine positive Umweltwirkung abzielt. Generelle Kritik gab es für die weitgehende Intransparenz des Umweltimpacts von Anlageprodukten. Zudem fehlen Standards für die Definition von nachhaltigen Anlageprodukten.

Förderung von visionären und nachhaltigen Branchen?

Der konsequente Einbezug von Umweltaspekten bei der Vergabe von Krediten und Finanzierungen ist wenig fortgeschritten. Ökologische Produkte sind bei den Retailbanken Nischenprodukte und haben einen minimalen Anteil an der Gesamtfinanzierung. Ökologische Finanzierungsrisiken werden mehrheitlich unzureichend oder gar nicht ausgewiesen.

Gesamteinschätzung der 15 Banken

In der Gesamtbeurteilung der jeweiligen Bank wurden die 34 Einzelkriterien zu einem Gesamturteil zusammengefasst. Die Einstufungsklassen der einzelnen Kriterien erstreckten sich von Visionären mit systematisch nachhaltigen Unternehmensstrategien bis hin zu den Nachzüglern/Intransparenten, die sich nach rein ökonomischen Faktoren ausrichten. Zudem wurden die Ergebnisse der Banken in den Subbereichen (Unternehmensführung/ Sparen, Anlegen und Vorsorgen/ Kredite und Finanzierung) ausgewiesen.

Im Gesamturteil schnitten die Zürcher Kantonalbank, die Berner Kantonalbank und die Raiffeisen-Gruppe am besten ab. Ihr nachhaltiger Entwicklungspfad wurde als zeitgemäss eingestuft.

Visionäre: keine

Vorreiter: keine

Verfolger: Berner Kantonalbank, Raiffeisen-Gruppe, Zürcher Kantonalbank

Mittelfeld: Aargauische Kantonalbank, Banque Cantonale Vaudoise, Basellandschaftliche Kantonalbank, Basler Kantonalbank, Credit Suisse Schweiz, Luzerner Kantonalbank, Migros Bank, Neue Aargauer Bank, St. Galler Kantonalbank, UBS

Nachzügler: PostFinance, Valiant Bank

Kritiken an der Studie

Bemängelt wurde an der Studie, dass nur den grossen Banken auf die Finger geschaut bzw. diese kritisiert wurden. Es gebe Banken, die sich einem nachhaltigen Geschäft verschreiben und unerwähnt bleiben, wie beispielsweise die Alternative Bank Schweiz ABS. Die Studie gibt somit keinen gesamthaften Überblick über die Angebote im Bankensektor, sondern liefert vielmehr eine Bestandsaufnahme der Nachhaltigkeitsbemühungen in den umsatzstärksten und damit wirkungsmächtigsten Banken.

Weiterführende Informationen:
WWF Studie: Nachhaltigkeit im Schweizer Retailbanking
Leitfaden für Bankkunden 
Stellungnahmen der Nachzügler-Banken

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Kommentare (1) anzeigenausblenden 

0 #Jujac2019-02-18 11:48
Was ich schon seit Jahren geahnt habe. Bei Banken wird vor allem Nachhaltigkeit als "Renditemaximierung" betrachtet. Das Problem: der umweltbezogene Nachhaltigkeitsgedanke hört bei vielen Konsumenten/Bankkunden beim eigenen Geldbeutel auf. Insofern ist die Haltung der Banken verständlich. Gewinnmaximierung zu Lasten der Umwelt damit das Energiehaus mit Emobil auf dem Land, mehrere Billigflüge/Auslandreisen pro Jahr und die Rente gesichtert sind. Ein System welches über kurz oder lang nur scheitern kann !! Freiwilliger Verzicht wäre das Moto der Stunde. Tun wir das nicht, werden uns die Folgen der zunehmenden Umweltbelastung (Umweltschäden - Gesundheitskosten) von "aussen" aufgezwungen - und das wird dann richtig teuer wenn nicht gar unbezahlbar !!
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