Australien: Die verheerende Klimapolitik des Landes

Solaranlagen, wie diese der ESA Station in Westaustralien, findet man in Australien noch viel zu selten. Solaranlagen, wie diese der ESA Station in Westaustralien, findet man in Australien noch viel zu selten.

Die Klimapolitik Australiens als mangelhaft zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Wörter wie katastrophal oder inexistent bringen die traurige Angelegenheit eher auf den Punkt.

Dass Australien ein Vorreiter in Sachen Klimapolitik wäre, erwartet schon lange niemand mehr. Die Tragik der Lage wird verdeutlicht, wenn im Parlament in Canberra Themen wie die Reduktion der CO2-Emissionen oder die Umstellung auf erneuerbare Energien diskutiert werden. Hier gibt es kein Vorwärtskommen, im Gegenteil: Australien ist das einzige Industrieland, in dem die CO2-Ausstösse immer noch steigen, anstatt zu sinken. Dies liegt vor allem daran, dass sich Australien nach wie vor auf Kohle als Energiequelle verlässt. So ist es nicht erstaunlich, dass ein Australier mit durchschnittlich 16.74 Tonnen CO2 pro Jahr mehr als dreimal so viel Treibhausgas produziert wie ein Schweizer.

Wie steht die Politik zum Klimawandel?

In der Politik gibt es kaum Bemühungen, um den steigenden Treibhausgasausstössen entgegen zu wirken. Die wenigen positiven Schritte, die das Land gemacht hatte, wurden durch den ehemaligen Premierminister und Klimawandelskeptiker Tony Abbott wieder zunichte gemacht. Während seiner Amtszeit hob er die CO2-Steuer wenige Jahre nach deren Einführung wieder auf und löste auch die Klimaschutzbehörde des Landes auf. Die ansonsten bereits kohlefreundliche Politik begünstigte er weiter. Als Befürworter der Kohleindustrie war er sogar überzeugt, dass Kohle gut für die Menschheit sei. Er trieb den Bau des grössten Kohlehafens am Great Barrier Reef wesentlich voran.

Nachdem 2015 Tony Abbott durch seinen Parteikollegen Malcolm Turnbull ersetzt wurde, erhoffte man sich eine Besserung, die leider nicht eintrat. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger leugnet er zumindest den menschengemachten Klimawandel nicht. Dennoch hat er nichts an der bisherigen Klimapolitik verändert – wahrscheinlich, weil seine Partei dies nicht zulässt. Sehr zur Enttäuschung der Umweltschützer bezeichnete er gleich nach seiner Vereidigung die bisherigen Klimaschutzvorhaben als ausreichend.

Dabei gibt es noch viel Luft nach oben:  Im internationalen Vergleich sind Australiens Klimaziele sehr bescheiden. Um gerade einmal 26-28 Prozent wollen sie bis 2030 ihre Treibhausgasemissionen reduzieren im Vergleich zu 2005. Die Verkehrswende und die Dekarbonisierung mit dem damit verbundenen Umstieg auf erneuerbare Energie wurden in den letzten Jahren ebenfalls vernachlässigt. Noch immer decken Kohlekraftwerke beinahe 80 Prozent des australischen Strombedarfs.

Nachholbedarf: Was muss dringend getan werden?

Während sich in Australien gewisse Umweltprobleme wie die Luftverschmutzung, die ausbeutende Landwirtschaft, die Öl- und Gasförderung und die kommerzielle Fischerei verbesserten, spitzten sich vor allem die klimabezogenen Probleme zu. So nahm beispielsweise der motorisierte Verkehr massiv zu, und Kohlebergbau wurde wieder populärer, was unter anderem zur Zerstörung diverser Lebensräume führte.
In einem Industriestaat weiterhin neue Minenregionen zu erschliessen, sendet ein negatives Signal an die globale Klimapolitik. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Australien auf dem Climate Change Performance Index (CCPI Index) den viertletzten Platz belegt. Wie kann das Land sein Ansehen in Sache Klimapolitik und Klimaschutz wieder herstellen?

Australien muss dringend seine Energieeffizienz steigern und auf erneuerbare Energie umsteigen. Letzteres wurde in vergangenen Jahren vor allem durch eine starke Rohstoff-Lobby verhindert. 

Zuerst muss das Parlament so schnell wie möglich eine neue, brauchbare Klimastrategie entwerfen und auch umsetzen. Die CO2-Reduktionsziele bis 2030 sind ungenügend und es muss ein umfassender Plan her, der die Klimaerwärmung effektiv bremsen kann.
Vielleicht lässt der Nationalstolz der Australier nicht zu, dass sie sich von der angeblich erfolgreichen Kohleindustrie abwenden. Doch es ist die Pflicht der australischen Bevölkerung, dass sie ihre Regierung zum Umdenken zwingt.

Falls dies nicht geschieht und die CO2-Ausstösse unverändert bleiben, muss das sonst schon hitzegeplagte Australien mit einem Temperaturanstieg von bis zu 5 °C rechnen. Die Folgen einer solch enormen Erwärmung sind kaum vorstellbar und hätten drastische Auswirkungen auf die australische Lebensqualität und die gesamte Umwelt.
Dass Australien beim Klimaschutz jemals führend sein wird, ist unwahrscheinlich. Trotzdem sollte sich das Land bemühen, nicht mehr länger das Schlusslicht zu sein. Mit ihrer positiven Lebenseinstellung kann dies den Australiern auch gelingen.

Klimaziele Australien
Einschätzung der Klimapolitik Australiens

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Kommentare (1) anzeigenausblenden 

0 #Uwe Scheibler2018-02-12 09:49
Die Einschätzung der Klimapolitik der australischen Regierung ist sicher korrekt. Weniger stimmig ist der Vergleich mit den Ergebnissen der Schweizer Klimapolitik. Leider! So hat das BAFU schon vor einigen Jahren festgestellt, dass die Betrachtung nur des inländischen THG-Ausstosses in der Grössenordnung von heute etwa 7 Tonnen pro Person und Jahr nicht die ganze Wahrheit sei. Durch den hohen Importanteil von grauer Energie müsste der Vergleichswert bei etwa 12 Tonnen liegen. Das wären dann schon 2/3 des australischen Pro-Kopf-Ausstosses. Und wenn die Auswirkungen des Finanzverkehrs berücksichtigt würden, dann lägen wir Schweizer und Schweizerinnen sogar in der Grössenordnung von 80-100 Tonnen.
Dazu wären dann noch die ungleich besseren Bedingungen der Schweiz für eine nachhaltige Energiewirtschaft einzuberechnen. Schlussendlich erweist sich die vermeintlich bessere Klimapolitik der Schweiz weitgehend als heisse Luft im wortwörtlichsten Sinn.
Wenn schon vergleichen, dann bitte richtig. Andere zu kritisieren muss natürlich erlaubt sein, aber der Misthaufen vor der eigenen Türe sollte deswegen nicht einfach übersehen werden.

Uwe Scheibler, Wetzikon
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