Gezieltes Manipulieren von DNA ist und bleibt wohl noch ein heiss diskutierter Streitpunkt Gezieltes Manipulieren von DNA ist und bleibt wohl noch ein heiss diskutierter Streitpunkt

Gentechnisch modifizierte Organismen sind ein heiss umstrittenes Thema. Viele Nobelpreisträger plädieren für deren Zulassung.

 

Die jährliche Nobelpreisträgertagung in Lindau dient dem Austausch zwischen Wissenschaftlern unterschiedlicher Generationen, Kulturen und Disziplinen. Anwesend sind Nobelpreisträger und junge Wissenschaftler aus aller Welt. Im Juni dieses Jahres stand die Tagung unter den Themen Physiologie und Medizin. Die Inhalte der Präsentationen und Diskussionen erwiesen sich schliesslich als erstaunlich vielfältig. Von der Farbgebung in Schmetterlingen und Motten, hin zu den neuesten Methoden zur Echtzeitanalyse von Proteinen bis zur Gesundheitsförderung in Afrika- das Programm der Tagung hatte viel zu bieten und löschte zweifellos den Wissensdurst der Teilnehmer.

Unter den 30 anwesenden Nobelpreisträgern befand sich auch der englische Molekularbiologe und Biochemiker Sir Richard J. Roberts. Ursprünglich studiert hatte er Chemie, Physik und Mathematik; eine bessere Grundlage, sich anschliessend der Biologie zu verschreiben, gibt es wohl kaum.

Nahrung ist Medizin

Mit diesen Worten eröffnete Roberts sein Referat und plädierte in den darauffolgenden vierzig Minuten leidenschaftlich für gentechnisch modifizierte Organismen (GMO) in der Landwirtschaft. Die Leute sollen aufhören, aus Protest gegen einen Konzern wie Monsanto - den, wie er zugibt, er ebenfalls nicht ausschliesslich gutheissen möchte - GMOs zu verteufeln. Die genetische Modifizierung (GM) sei nichts anderes, als die präzisere und effizientere Variante eines Prozesses, dem wir bereits seit 10-12‘000 Jahren einen Grossteil unserer Nahrungsgrundlage zu verdanken haben. Seit der Geburt der Landwirtschaft nämlich, optimieren wir unser Saatgut durch gezielte Züchtungen und dem Einführen von Mutationen- beides Methoden, bei denen die Ungewissheit über dabei neu entstehende Genkombinationen höher sei, als bei der taktisch durchdachteren GM. Ansonsten sei das Endprodukt das gleiche: ein Lebensmittel mit optimierten Eigenschaften.

A crime against humanity

Beispiel für ein solch optimiertes Lebensmittel ist der Golden Rice. Dank GM produziert er β-Carotin, die Vorstufe von Vitamin A und könnte so laut Roberts auf einfache Art und Weise dem häufigen Vitamin A Mangel in Entwicklungsländern entgegenwirken. Doch soweit ist es (noch) nicht gekommen. Obwohl der Golden Rice bereits Anfang 2000 auf dem Markt hätte sein können, wurde die Zulassung durch unzählige Regulierungen und Einspruchsverfahren verhindert, an denen Greenpeace massgeblich beteiligt sei. Laut WHO würden jährlich 250‘000-500‘000 Kinder aufgrund eines Mangels an Vitamin A erblinden. Ihnen den Golden Rice weiterhin vorzuenthalten, sei ein Verbrechen an der Menschheit, so die GMO Befürworter.

Gegner kontern dazu, dass die Mittel für die Erforschung des Golden Rice besser in bereits bestehende Methoden zur Prävention und Behandlung von Vitamin A Mangel investiert worden wären. Die bewährte Verabreichung von Vitamin Präparaten der UNICEF sei beispielsweise noch nicht flächendeckend möglich und hätte finanzielle Unterstützung nötig. Ausserdem solle der Fokus auf die landwirtschaftliche Vielfalt und Nahrungsmittelsicherheit gelegt werden.

Sir Richard Roberts gehört wohl zu vehementesten Befürwortern von GMO. In einem 2016 verfassten Brief „Nobelpreisträger unterstützen präzise Landwirtschaft (GMOs)“, den bereits 133 Laureate unterzeichnet haben, fordert er Greenpeace und andere GMO Gegner dazu auf, ihre Kampagnen einzustellen und sich mit den wissenschaftlichen Fakten auseinanderzusetzen.
Die Politik solle den Wissenschaftlern, die sie finanziell unterstützt auch zuhören!

Es geht auch ohne Monsanto oder Syngenta

Roberts weist darauf hin, dass der Weg zu optimierten Lebensmitteln nicht über externe Grosskonzerne laufen müsse. Mottenresistente  Auberginen in Bangladesch und Bananen in Uganda, resistent gegen eine bakterielle Welkekrankheit, seien beides Beispiele für lokal hergestellte GMOs. Dazu bräuchten wir jedoch ein politisches Klima, welches GMO und deren Entwicklung stärker befürwortet.

 

Quellen:
 Sir Richard J. Roberts an der 68. Lindauer Nobelpreistagung 



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