Sri Lanka sagt dem Palmöl den Kampf an

Die Palmölplantage rückt dem Tropenwald auf die Pelle Die Palmölplantage rückt dem Tropenwald auf die Pelle

Der Anbau von Ölpalmen hat verheerende Folgen für die Umwelt. Sri Lanka hat Anfang April — zur Überraschung der Industrie — den Import von Palmöl mit sofortiger Wirkung verboten.

Palmöl ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Pflanzenöl, da es preisgünstig und vielseitig einsetzbar ist. Von Lebensmitteln über Kosmetikartikel, Kerzen, Farben, Lacke und als Energiequelle in Form von „Bio“-Sprit; in jedem zweiten Produkt steckt Palmöl. Das Pflanzenöl ist also eine Art Alleskönner und wird dementsprechend global stark nachgefragt. In einem überraschenden und beispiellosen Zug hat nun Sri Lanka dem umstrittenen Pflanzenöl den Kampf angesagt: Mit sofortiger Wirkung verbot der Präsident Gotabaya Rajapaksa am Ostermontag den Import von Palmöl. Zudem verordnete er, die insgesamt 11’000 Hektar umfassenden Palmölplantagen im eigenen Land binnen zehn Jahren schrittweise mit umweltfreundlicheren Agrarpflanzen wie etwa Kautschuk zu ersetzen. Jährlich sollen jeweils zehn Prozent der bisherigen Palmölplantagen verschwinden. Ein Sprecher des Präsidenten erklärte in einer öffentlichen Mitteilung, Ziel sei es, „das Land von Palmölplantagen und dem Palmölkonsum zu befreien“. Damit wird Rajapaksa seinem Wahlversprechen gegenüber der Bevölkerung gerecht, aus dem Palmölgeschäft auszusteigen.


Sri Lankas Palmölgeschäfte

Die Errichtung von Palmölplantagen führt in tropischen Regionen regelmässig zur Abholzung von Urwäldern, gefolgt von Bodenerosion, Wasserverschmutzung und Biodiversitätsverlust. Die Bewohner des Inselstaates protestierten deshalb jahrelang gegen den Anbau. Auf seinen Plantagen produziert Sri Lanka jährlich rund 18’000 Tonnen des Öls. Im weltweiten Vergleich ein nur kleiner Anteil, denn es werden insgesamt mehr als 70 Millionen Tonnen Palmöl produziert. Dennoch ist Sri Lankas Ausstieg aus dem Geschäft mit Palmöl ein Schritt mit signifikanter Symbolkraft. 

In Sri Lanka spielte Kokosöl lange Zeit eine zentrale Rolle in der Nahrungsmittelindustrie. Über die Jahre gingen jedoch die Erträge aufgrund unterschiedlicher Umweltfaktoren zurück, weshalb der Staat zunehmend auf Palmöl setzte. Der Inselstaat importierte bis zum Beschluss des Präsidenten rund 200’000 Tonnen Palmöl jährlich aus Malaysia und Indonesien, den Hauptproduzenten des Öls. Die Industrie zeigte sich entsprechend empört über das Importverbot.


Wird die Welt langsam palmölfrei?

Zu Recht steht die Palmölindustrie unter starker Kritik. Im letzten Herbst beispielsweise verboten die USA den Import von Palmöl des Malaysischen Produzenten FGV, nachdem eine einjährige Untersuchung Hinweise auf Zwangsarbeit, Kinderarbeit und sexuelle Gewalt aufdeckten.

Die Frage ist nun, wie Indonesien mit dem Palmölverbot umgehen wird. Andere Pflanzenöle auf Sonnenblumen-, Raps-, Soja- oder Kokosbasis können das Palmöl ersetzen. Ein simpler Austausch löst aber die Probleme nicht. Im Gegenteil: Besonders tropische Soja- und Kokosöle stehen in Verruf, weil sie weitaus grössere Anbauflächen als Palmöl benötigen. Für sie drohen also noch mehr Regenwälder gerodet und Tier- und Pflanzenarten noch stärker unter Druck gesetzt zu werden. Denn der Anbau in Form von Monokulturen geht zulasten der Artenvielfalt, egal ob bei Palmöl oder anderen Pflanzenölen. Für unsere Breitengrade heisst es: Am besten auf heimische Produkte wie Sonnenblumen- und Rapsöl zurückgreifen. Auch hier sollte man jedoch auf biologischen Anbau achten.


Quellen und weitere Informationen:
Thomson Reuters (05.04.2021): Sri Lanka bans palm oil imports, tells producers to uproot plantations
Nirmala et al. (2019): Impacts of palm oil industry in Sri Lanka
Science Mag (17.07.2020): Claim that coconut oil is worse for biodiversity than palm oil sparks furious debate
Thomson Reuters (30.09.2020): U.S. bans imports from Malaysian palm oil company FGV

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