Wenn Profit an erster Stelle steht – Öl- und Gasförderungsprojekte im Fokus Empfehlung

Geht es um lukrative Geschäfte hat die Umwelt oft das Nachsehen Geht es um lukrative Geschäfte hat die Umwelt oft das Nachsehen

Trotz der vorliegenden Pariser Klimaziele planen Nationen wie Norwegen neue Öl- und Gasförderungsprojekte, die unter anderem von Schweizer Versicherungen unterstützt werden. Involviert ist die Schweiz auch beim russisch-stämmigen Öltransport in asiatische Länder – und finanziert so den Krieg in der Ukraine mit.

Die Schweiz ist im internationalen Vergleich bei zahlreichen, entscheidenden Themen wie Bildung, Sicherheit und Lebensqualität weit vorne angesiedelt. Geht es um ein «gutes Geschäft», ist die Schweiz oft ebenfalls eine der ersten Nationen, die sich etabliert. Besonders bedauernswert ist dies, wenn dabei der Natur- und Klimaschutz beeinträchtigt wird.  

Schweizer Versicherungen unterstützen Öl- und Gasförderprojekte

Im Jahr 2021 hat die Internationale Energieagentur IAEA eine Warnung herausgegeben: Es werde nicht möglich sein, die Pariser Klimaziele zu erreichen, wenn gleichzeitig in neue Öl- und Gasförderprojekte investiert werde. Nicht alle scheinen sich dies zu Herzen zu nehmen. So hat etwa Norwegen als grösstes Erdölförderland Europas seit Anfang 2022 neue Projekte mit einer Ölmenge von drei Milliarden Tonnen lanciert. Greenpeace hat nun einen Bericht veröffentlicht, in dem die Organisation diese Profitbereitschaft auf Kosten des Klimaschutzes öffentlich anprangert. Auch 69 internationale Versicherungskonzerne werden erwähnt, die Unternehmen versichern, welche in Norwegen neue Förderprojekte durchführen. Unter anderem sind dies die Schweizer Konzerne Zurich Versicherung und Swiss Re.
Beide Schweizer Versicherer bekennen sich zu den Pariser Klimazielen. Swiss Re gibt denn auch an, dass sie keine neuen, nach 2022 beschlossenen Öl- und Gasförderprojekte unterstützen wollen und ausserdem keine Firmen versichern, die weltweit für die 10 Prozent der kohlenstoffintensivsten Öl- und Gasproduktion verantwortlich sind. Die Zurich Versicherung geht einen etwas anderen Weg und lässt verlauten, dass wenn «überzeugende» Übergangspläne eines Öl- oder Gasförderers vorhanden sind um bis 2050 klimaneutral zu werden, kein Grund besteht, nicht mit ihm zusammenzuarbeiten. Selbstverständlich gibt es noch viele andere Faktoren, allerdings trägt jede Beteiligung dazu bei, dass solche Energieprojekte erst ermöglicht werden. 

Andere Faktoren

Im Jahr 2021 gründeten die Vereinten Nationen die Net-Zero Insurance Alliance (NZIA), die aus ursprünglich 30 Erst- und Rückversicherern bestand. Ziel der Gründung war, die Konzerne bis 2050 auf Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bringen – vor allem der Weggang von Kohle und Erdgas hin zu erneuerbaren Energien ist zentral. Die Versicherer definieren Zwischenziele und berichten jährlich über die Umsetzung der Massnahmen. Mittlerweile haben Swiss Re, Zurich Versicherung und andere Konzerne die Allianz allerdings wieder verlassen. Als Grund dafür wird die Sorge vor kartellrechtlichen Risiken vermutet. Republikanische US-Politiker machen vermehrt „Jagd“ auf NZIA-Mitglieder, die die Zusammenarbeit mit Öl- und Gasfirmen beenden wollen. Laut den Politikern verstosse dies gegen das Wettbewerbsrecht – sie drohen Unternehmen deshalb mit Kartellklagen, wenn sie nicht mit Öl- und Gasfirmen zusammenarbeiten.

Lukrativer Handel mit russischem Öl

Die Genfer Reederei «Fractal Shipping» betreibt eine der grössten Flotten, die auf den Transport von russischem Öl spezialisiert sind. Der Krieg in der Ukraine hat dazu geführt, dass Russland Sanktionen auf den Öl-Export nach Europa und in die USA auferlegt bekommen hat. Kein Problem – mit China, Indien und dem Nahen Osten gibt es neue Abnehmer. Seit April 2022 hat Fractal Shipping russisches Rohöl und Erdölprodukte im Wert von rund 3 Milliarden Franken in die neuen Abnehmerländer transportiert. Einige wenige Fahrten mit der kostbaren Fracht genügen, um ein Schiff zu subventionieren; nach einem Jahr hat man bereits die ganze Flotte abbezahlt.

Der Import von russischem Öl per Schiff nach Europa und in die USA ist seit Ende 2022 zwar verboten. Dennoch gibt es ein Schlupfloch: Für europäische Reedereien bleibt es legal, russisches Öl in andere Regionen zu transportieren, sofern am Höchstpreis von 60 US-Dollar pro Barrel festgehalten wird. Die Gewinne von Moskau sollten so begrenzt werden. Dennoch hat Russland mit diesem Geschäft seit Ende 2022 Gewinne von rund 58 Milliarden Euro erzielt – und die Exportkapazität der Russen steigt weiter an. Russland sei für den Grossteil seiner Exporte auf die Zusammenarbeit mit europäischen Tankern angewiesen. Mit dem Mittun von Firmen wie Fractal Shipping als einem der Marktführer finanzieren Schweizer Unternehmen den Krieg also mit.

Potenzial für Verbesserungen

Obwohl sich Länder wie die Schweiz aussenpolitisch gegen die Fortführung des Krieges stellen und für den Klimaschutz einstehen, profitieren einzelne Firmen von der Förderung und dem Handel fossiler Brennstoffe und legitimieren so die Weiterführung umweltschädlicher und ethisch zweifelhafter Praktiken. Diesbezüglich dürfte es noch Verbesserungspotenzial geben.


Quellen und weitere Informationen:
SRF: Umstrittene Energieprojekte aus der Schweiz versichert
Auch Swiss Re verlässt Klimaschutzinitiative Net-Zero Insurance Alliance
Tages Anzeiger: Schweizer Firma macht mit Putins Öl ein Vermögen 

 

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