Um die Krokodile steht es schlecht
Reptilienarten sind gefährdet, so auch die Krokodile. Eine Untersuchung der Entwicklung von Krokodilarten könnte bei möglichen Vorhersagen um Krokodilbestände helfen.
Aus 250 Millionen Jahre alten Fossilien sind mehr als 700 verschiedene Krokodilarten bekannt. Diese weisen eine weitaus grössere ökomorphologische Vielfalt auf als jene wenigen Arten, die heute leben. Warum die Zahl dieser Reptilien sich auf weniger als 30 Arten verringert hat, deckt nun eine Stammbaum-Rekonstruktion der University of York auf.
Krokodile von heute
Aktuell sind rund 25 Krokodilarten bekannt. Sieben davon gelten als vom Aussterben bedroht und weitere vier als gefährdet. Doch Krokodile erfüllen wichtige Aufgaben in ihren Lebensräumen: Beispielsweise fressen sie Aas, womit sie Gewässer und die umgebene Landfläche von Kadavern reinigen. Ausserdem bevorzugen die grossen Reptilien bei der Jagd schwache, verletzte oder kranke Tiere. Sie regulieren auch räuberische Fischbestände. Gäbe es keine Krokodile, so verschwänden auf Krokodile angewiesene Bakterien, Krebstiere, Algen, Weichtiere und Wasserinsekten. Aber auch die Raubfisch-Populationen würden zunehmen.
Krokodile gehören – mit den Vögeln und den Dinosauriern – zur Gruppe der Archosaurier. Innerhalb der Krokodile wird noch zwischen echten Krokodilen, Alligatoren und Gavialen unterschieden.
Ein charakteristisches Merkmal der Krokodile ist ihr schützender Hautpanzer. Sie werden daher auch als «Panzerechse» bezeichnet – obwohl die Echsen nur entfernte Verwandte der Krokodile sind. Die nächsten Verwandten der Krokodile sind Vögel. Und doch ist ihr Körper nicht mit bunten Federn geschmückt, sondern mit mehrschichtigen, harten Schuppen oder Hornschilden bedeckt. Ausgewachsene Tiere können dabei mehr als zwanzig Schichten zählen.
Krokodile besitzen eine lange und flache Schnauze, welche je nach Art mit rund sechzig Zähnen ausgestattet ist. Spannend ist, dass sich ihre Zähne regelmässig erneuern; wobei das bei jüngeren Krokodilen mehrmals im Jahr passieren kann und sich mit dem Alter verlangsamt, bis schliesslich keine Zähne mehr nachwachsen.
Die hauptsächlich weiblichen Tiere vieler Krokodilarten bauen Hügelnester aus Erde, Steinen und Pflanzenmaterialien. Das Weibchen legt darin bis zu 80 Eier, die nach 40 bis 90 Tagen schlüpfen. Je nach Position der Eier ist die Temperatur unterschiedlich. Damit wird auch das Geschlecht der Jungtiere beeinflusst. In anderen Worten; die Temperatur im Nest entscheidet das Geschlecht des Nachwuchses. Bei 28-30 Grad entwickeln sich weibliche Krokodile, bei 31-33 Grad Männliche.
Der Krokodilstammbaum
Erstmals haben Forschende der University of York nun untersucht, welche Bedingungen zur Entstehung neuer Krokodilarten bzw. zu deren Aussterben geführt haben. Dafür erstellte das Team einen Stammbaum, der über 500 noch heute lebende sowie ausgestorbene Krokodilspezies umfasst. Anschliessend ergänzten die Forschenden den Stammbaum mit den Umweltbedingungen, die zu den Lebzeiten der verschiedenen Arten herrschten – mit besonderem Fokus auf den globalen Temperaturen und der Meeresspiegel-Höhe:
Globale Temperaturen
In ihrem Ergebnis halten die Forschenden fest; dass marine sowie terrestrische Arten bei wärmeren Temperaturen aufblühen. Während Warmzeiten konnten sich die kaltblütigen Krokodile über die ganze Erde – bis zur Arktis – ausbreiten. So konnten die Tiere viele neue ökologische Nischen besetzen und damit eine Vielzahl an verschiedenen Arten ausbilden. Auf Süsswasserkrokodile soll die Veränderung allerdings keine Auswirkungen haben.
Steigender Meeresspiegel
Die Ergebnisse bezüglich des Faktors des Meeresspiegel-Standes lauten wie folgt: Ein niedriger Meeresspiegel geht mit einer verstärkten Artenbildung terrestrischer sowie Süsswasserkrokodilen einher. Einen höherern Meeresspiegel dagegen verbinden die Forschenden mit Aussterbe-Ereignissen innerhalb dieser Linien. Grund dafür sei, dass bei einem erhöhten Meeresspiegel die geeigneten Lebensräume in Seen und an Land überflutetet werden.
Auf Meereskrokodile wiederum soll die Veränderung dagegen keine Auswirkungen haben.
Faktor Konkurrenz
Bei den Untersuchungen stiessen die Forschenden auf einen weiteren Faktor, der die Ausbreitung dieser Reptilien negativ geprägt hat: Konkurrenz. Häufig verloren Krokodile im Wettkampf um Ressourcen gegen Haie, Dinosaurier oder Meeresreptilien. Dennoch überlebten sie mehrere erdgeschichtliche Massensterben und zählen zu den erfolgreichsten und langlebigsten Ordnungen von Wirbeltieren überhaupt.
Zukunft
Die neuen Erkenntnisse können nun bei Prognosen der Krokodilbestände helfen.
Viele Krokodilarten leben in niedrig gelegenen Gebieten, was bedeutet, dass der mit der globalen Erwärmung einhergehende Anstieg des Meeresspiegels die Lebensräume, auf die sie angewiesen sind, unwiderruflich verändern könnte.
– Seniorautorin Katie Davis, University of York
Da nun herausgefunden wurde, dass solche Veränderungen bereits in der Vergangenheit oft zum Aussterben von Krokodilarten geführt haben, ist anzunehmen, dass es heutigen Arten ähnlich ergehen wird.
nature: Decoupling speciation and extinction [...] in crocodile-line archosaurs
scinexx: Wo sind die Krokodile hin?
zooh: Ein modernes Urzeiwesen
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