Vogelgrippe gelangt durch Zugvögel in die Antarktis

Mehrere Millionen Vögel, aber auch andere Tiere, sind bereits am tödlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 gestorben. Biologen entdeckten das Virus nun auch in Teilen der Antarktis.

Vogelgrippe gelangt durch Zugvögel in die Antarktis
Das Vogelgrippe-Virus H5N1 wurde auf Subantarktischen Raubmöwen (Braune Skua) nachgewiesen. (Bob Brewer, Unsplash)

Durch die Massentierhaltung entstehen oft neue Vogelgrippe-Varianten. Diese werden dann durch Zugvögel weit verbreitet und enden meistens tödlich. Die natürlichen Vogelgrippen unter Wildvögeln verlaufen dagegen meist weniger aggressiv.

Das tödliche Vogelgrippe-Virus H5N1

Im Jahr 2021 hat sich in Asien eine besonders tödliche Variante des Virenstamms H5N1 entwickelt. Sie ist noch aggressiver und ansteckender als die schon vor einigen Jahren stark verbreitete H5N1-Influenza und verbreitete sich schnell fast weltweit. Auch in der Schweiz sind schon mehrere Fälle des Virus bei Haus- und Wildvögeln bekannt.

Was ist die Bedeutung von „H“ und „N“?

Influenza-A-Viren werden in Subtypen von H1 bis H16 nach ihren Strukturen unterteilt. Durch H und N werden die beiden wichtigsten Eiweisse auf der Hülle des Virus bezeichnet. Wobei H für Hämagglutinin und N für Neuraminidase steht. Wildvögel – vor allem Wasservögel – tragen das Virus bereits von Natur aus in unterschiedlichen Ausprägungen in sich.

Bis Anfang 2022 verendeten schon über 15 Millionen Wildvögel an dieser Vogelgrippe-Variante. Doch auch Säugetiere – vor allem Meeressäuger – infizierten sich und starben daran. Allein in Peru starben bis August 2023 knapp 10.000 Seelöwen an H5N1. Weitere Todesfälle sind auch bei Küstenottern, Seebären und Seeelefanten bekannt. In Südamerika wurde die Grippe erstmals im Herbst 2022 nachgewiesen. Daraufhin befürchteten Forschende, dass sie als nächstes auch in die Antarktis vorstossen werde. Arten wie die Dominikanermöwe fliegen von Südamerika in die Antarktis und wieder zurück; so kann das Virus leicht eingeschleppt und vor Ort weiterverbreitet werden.

In der Antarktis angekommen

Die Befürchtung ist nun wahr geworden: Im Oktober 2023 wurde die hochpathogene Variante des H5N1 auf der antarktischen Insel Bird Island von Biologen des BAS (British Antarcitc Survey) nachgewiesen. Die Insel gehört zu Südgeorgien. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das Vogelgrippe-Virus auch auf anderen antarktischen Inseln sowie in der Westantarktis ausgebreiten wird.

„Vogelgrippe“ Definition

„Vogelgrippe“ oder auch aviäre Influenza bezeichnet primär eine Erkrankung bei Vögeln durch Influenza-A-Viren. Dabei werden in der Tiermedizin zwischen pathogenen (wenig krankmachenden) und hochpathogenen (sehr stark krankmachenden) Influenzaviren unterschieden. Ansteckungen durch hochpathogene aviäre Influenza-A-Viren der Subtypen H5 und H7 können zu schweren Verlusten in den Geflügelbeständen führen. Sie verlaufen in fast 100 Prozent der Fälle tödlich.
Diese bei Vögeln vorkommenden Influenza-A-Viren können auch bei Menschen Erkrankungen hervorrufen. Sie werden dann auch „Vogelgrippe“ genannt. In der Schweiz gab es bis heute aber noch keinen laborbestätigten Fall von H5N1 bei Menschen.

Mehrere Braune Skuas – eine subantarktische Raubmöwenart – wurden positiv auf H5N1 getestet.
Auf Bird Island leben viele Kolonien subantarktischer und antarktischer Seevögel sowie Meeressäuger – sie alle sind durch das Virus bedroht. Auch die Pinguine sind in Gefahr, denn die Braunen Skuas fressen u.a. auch Pinguineier und -küken. Dadurch halten sie sich oft sehr nahe an Pinguinkolonien auf.
Für die empfindlichen Ökosysteme der Antarktis tritt damit eine besonders tödliche Gefährdung zu all den übrigen Belastungen hinzu. Die Biologinnen werden die Lage in Südgeorgien und der Westantarktis weiter engmaschig überwachen. Als Sicherheitsmassnahme wurde bereits ein Grossteil der sonstigen biologischen Feldarbeit unterbrochen. Ausserdem gelten erhöhte Biosicherheitsmassnahmen für alle Polarforschenden in den Südregionen.