Die Lebensräume unserer Tiere und Pflanzen werden eng und enger

Eine GFS-Umfrage von Pro Natura hat ergeben, dass 50 Prozent der Teilnehmer und Teilnehmerinnen ein positives Bild vom Zustand der heimischen Biodiversität haben. Doch der Schein trügt.

Die Lebensräume unserer Tiere und Pflanzen werden eng und enger
Biodiverse Lebensräume in der Schweiz schwinden. (Annette Meyer, Pixabay)

Die Vielfalt der Schweizer Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten schrumpft. Trotzdem ist und bleibt die Biodiversität für unsere Lebensqualität wesentlich. Ihr verdanken wir unsere Nahrung, sauberes Wasser und Luft, Energie… sprich: Einen guten Teil unseres Wohlbefindens.

Der Zustand in der Schweiz

Aktuell sieht die Situation in der Schweiz so aus: Ein Drittel aller untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind bedroht. Die Flächen der Moore, Trockenwiesen und -weiden sind in den vergangenen hundert Jahren massiv kleiner geworden.
Die Gründe für diesen Biodiversitätsschwund sind verschiedene. Eine grosse Rolle spielt der Klimawandel. Denn Temperaturen, aber auch Niederschlagsbedingungen haben sich sehr verändert. Für einige Arten geschah dieser Wandel zu schnell, so dass sie keine Zeit hatten, sich anzupassen. Sie starben aus.
Weitere Ursachen sind wachsende Siedlungen und Infrastrukturen (sich immer mehr ausweitende Bodenverdichtung) sowie invasive gebietsfremde Arten. Wie z.B. der Japankäfer, von dem man Mitte Juli auf der Alpennordseite das erste Mal eine Population entdeckte; kein erfreulicher Fund. Aber auch die hohen Stickstoffeinträge und der Einsatz von Pestiziden sind wesentliche Ursachen der geringen Artenvielfalt in der Landwirtschaft.

Bedrohte Lebensräume

In der Schweiz werden über 230 Lebensraumtypen gezählt, wobei der Zustand von 167 dieser Typen beobachtet wird. Solche, die als bedroht gelten, werden in die Rote Liste der Lebensräume eingetragen. Aktuell stehen ca. 48 Prozent dieser 167 Lebensraumtypen auf der Liste. Weitere 13 Prozent sind potenziell gefährdet. Am stärksten bedroht sind Moor- und Agrarlebensräume. Ausserdem stehen mehr als 80 Prozent aller Gewässertypen schon auf der Roten Liste. Ein neuer  Bundesbeschluss nährt die Befürchtung, dass sich die Situation noch weiter verschlimmert.

Mehr Wasserkraft, weniger Biodiversität

Mit dem Beschluss vom 11.09.2023 zum sogenannten Mantelerlass sollen nun Restwasserstrecken auch in Biotopen von nationaler Bedeutung erlaubt sein. Damit entscheidet sich das Parlament zugunsten der Wasserkraft, vergisst aber die ökologischen Schäden, die diese Entscheidung nach sich ziehen könnte: In Auen – das sind die natürlichen Überflutungsflächen entlang Fliessgewässern – finden über 80 Prozent aller Schweizer Tierarten Lebensraum. Ganze 10 Prozent sind völlig davon abhängig.
Doch seit 1850 sind 90 Prozent der Auen schon verschwunden. Durch diesen Beschluss könnte sich die Bedrohung nun wieder intensivieren.

Raumplanung als Rettung?

Der Bundesrat betont, dass die Bestimmungen des Gewässerschutzgesetzes, die u.a. auch die zulässige Restwassermenge bestimmen, auch in Zukunft gelten werden. Albert Rösti versichert, dass die Schweizer Auen kaum mit Kraftwerken zugepflastert werden.
Die Antwort auf die Bedrohung der Biotope durch das Restwasser sieht der Bundesrat in der Raumplanung. Es sollen naturnahe Lebensräume geschaffen werden; wobei Gewässer- und Grünräume, begrünte Fassaden und Dächer sowie Stadtwälder gefördert werden.