Buch «Überall Leben»

Kenntnisreich, engagiert und unentwegt packend gelingt es Sascha Mamczak und Martina Vogl, uns das irdische Lebensnetz - und unsere Position darin - anschaulich und wertvoll zu machen. Uns schwant ein Jugendbuch-Preis...

Buch «Überall Leben»
Vom erstaunlichen Miteinander der Arten auf unserem Planeten 

Das Kinder- und Jugendsachbuch von Sascha Mamczak und Martina Vogl reiht sich in die schöne Liste jener Veröffentlichungen ein, die wir gerne auch in den Händen so mancher Erwachsenen sähen. Die würden sich während ihrer Lektüre keinesfalls herabgewürdigt fühlen, denn die beiden bedienen sich eines Tonfalls, wie wir ihn an Jugendbüchern besonders schätzen: Immer auf Augenhöhe, niemals unterkomplex, und dabei durchwegs leicht verständlich und persönlich fassbar. Dies alles, obwohl sie in dem liebevoll illustrierten Band die naturwissenschaftlichen, philosophischen und gesellschaftlichen Aspekte ihres Themas gleichermassen und mit einigem Anspruch zusammenführen. Sie verschaffen uns damit ein Verständnis unserer Mitwelt, wie wir es aus unserer alltäglichen Wirklichkeit kaum mehr erhaschen.

Aber was ist denn nun ihr Thema? An fünfzehn sorgsam ausgewählten Organismen erläutern uns Martina Vogel und Sascha Mamczak die Netzwerke des Lebens auf unserem Planeten – und wie wir da hineinpassen. Am Beispiel der Darmbakterien etwa, wie es schon in unserem eigenen Körper vor hilfreichem „fremdem“ Leben wimmelt. Am Mistkäfer, wie das Kleine, Unscheinbare alles am Laufen und uns erträglich hält. Am Oktopus, wie wir keineswegs in den Weltraum aufbrechen müssen, um auf fremdartige Intelligenzen zu treffen. Oder an der Küchenlinse, wie sich unser Nahrungsbedarf schonender in das ökologische Gesamtwerk einpassen liesse. Es geht ihnen also um die Biodiversität: Mit ebensolchem Staunen vor ihren grossen und kleinen Wundern wie dem Ziel, unsere Kenntnis davon zu bereichern und unser menschliches Selbstverständnis als „Krone der Schöpfung“ herauszufordern.

Derweil weder Autorin noch Autor mit Abschlüssen in den biologischen Wissenschaften daherkommen, können sie uns mit ihren diesbezüglichen Kenntnissen restlos überzeugen. Genauso wie sie in ihren weltanschaulichen Betrachtungen zur Position des Menschen in der Natur nirgends an der propagandistischen Oberfläche herumdümpeln, tauchen sie in die biologischen Porträts und ökologischen Zusammenhänge tief ein und wissen den Zauber des Anderen, des Ausserordentlichen aus dem scheinbar Gewöhnlichen herauszukitzeln. Auch in die Falle, die Natur entweder zu romantisieren oder zu verteufeln, tappen sie nie. Sie stiften ein realistisches und anschauliches Bild davon, wie wir alle unumgänglich im grossen Lebensnetz hängen. Das ehrliche, informierte Bedürfnis, uns dieses zu erhalten, ergibt sich daraus zwangsläufig.

 Autor Sascha Mamczak / Martina Vogl / Kathrin Stangl (Ill.)
 Verlag Peter Hammer
 Umfang 277 Seiten
 ISBN 978-3-7795-0717-8
 Preis Fr. 34.80 (UVP)