Die wundersame Welt der Sommerwurzen

Sommerwurzen sind eine kleine Gattung von etwa 100 Arten von Pflanzen. Sie haben aber einige sonderbare Eigenschaften.

Die wundersame Welt der Sommerwurzen
Sommerwurzen sind ausserordentliche Pflanzen. (Rhiannon, Pixabay)

Auf den ersten Blick wirken Sommerwurzen nicht ausserordentlich beachtenswert. Sie bilden keine besonders prächtigen Blüten, ihr Habitus besitzt oft eine fade gelb-rote Farbe. Doch genau diese Eigenschaften sind auf den zweiten Blick sehr aussergewöhnlich im Pflanzenreich. Denn die fehlenden Farben der Sommerwurzen gehen darauf zurück, dass die Pflanzen kein Chlorophyll besitzen. Das heisst, sie können keine Photosynthese betreiben. Somit sind sie für ihre Nährstoffaufnahme auf andere Mittel angewiesen. Die Orobanche parasitieren die Wurzeln anderer, photosynthetisierender Pflanzen, indem sie diese anzapfen, um so an ihre Nährstoffe zu kommen. Die Sommerwurze sind also Parasiten. Die windverbreiteten Samen der Sommerwurze, die zu den kleinsten im Pflanzenreich gehören, liegen oftmals mehrere Jahre in der Erde, bis sie keimen – ausgelöst durch chemische Stoffe, die beim Wurzelwachstum der Wirtspflanze verströmt werden. Aufgrund dieser hochspezialisierten Lebensform können spezifische Sommerwurzarten oft nur einige wenige oder gar nur eine charakteristische Pflanzenart parasitieren.

Ginster-Sommerwurz (Foto E. Sieber)

Die Orobanche kommen auf der Nordhalbkugel vor. So auch in der Schweiz, wo sie aber grossflächig stark gefährdet sind. In Industrieländern ist der Wasser- und Nährstoffentzug der Wirtspflanzen durch die Sommerwurzen im Vergleich zum modernen Düngemittel- und Wasseraustrag vernachlässigbar. In Entwicklungsländern jedoch können Sommerwurzbefälle eine gewichtige Rolle spielen. Da Herbizide kaum wirken und die Samen extrem widerstandsfähig sind, hilft in vielen Fällen nur das manuelle Ausreissen der Sommerwurzen. Alternativ kann man nur den Boden intensiver düngen oder bewässern. Da die Pflanzen wenig erforscht sind, gibt es (noch) keine wirklichen Massnahmen gegen den Befall.

Orobanche Uniflora (Foto: River Bisonette, Wikimedia Commons)

Aufgrund der schlechten Forschungslage ist auch noch wenig bekannt, wie der Verlust der Photosynthese evolutiv abgelaufen ist. Zudem ist die Artenzahl der Orobanche schwer zu definieren, da es augenscheinlich viel Genvariation innerhalb von Arten gibt. Jedoch ist klar, dass die meisten Arten - vor allem in Industrieländern - gefährdet sind. Es lohnt sich also umso mehr, nach ihnen Ausschau zu halten und ihre sonderbare Pracht zu geniessen.

Orobanche Haensleri (Foto: Ranopmz, Wikimedia Commons)
Quellen und weitere Informationen
JGU: Hain-Sommerwurz
Kanton Zürich, Aktionsplan Elsässicher Sommerwurz