Pedosphäre – Ein «Nest» auch für die Grossen
Nicht nur für Mikroorganismen, sondern auch für grössere Tiere ist der Boden ein essenzieller Lebensraum.
Der Boden bietet Lebensraum für die ganz kleinen Bodentierchen. Doch auch grössere Tiere suchen im Boden Unterschlupf. Wie Ameisen oder Regenwürmer, die zur Bodenmakrofauna gehören, graben sich noch grössere Tiere Höhlen und Nester im Boden. Eines der bekanntesten ist wahrscheinlich der Maulwurf, der für unerwünschte Löcher im Garten sorgt.
Der Maulwurf
Der kleine, fast blinde Maulwurf mit seiner empfindlichen Nase baut lange unterirdische Gangsysteme. Sein verzweigtes Jagdrevier kann sich dabei über eine Fläche von bis zu einigen Tausend Quadratmetern erstrecken. Der Maulwurf ist ein Fleischfresser und ernährt sich gerne von Regenwürmern, Schnecken, Raupen und diversen Insektenlarven – er reguliert also die Bodenmakrofauna. Auf vegetarische Speisen verzichtet er komplett, weshalb man ihn auch nicht für angeknabbertes Gemüse verantwortlich machen sollte.
Auf Grund seines schnellen Stoffwechsels gibt der Maulwurf viel Kohlendioxid ab. Deshalb sind Maulwurfshügel unerlässlich für die Belüftung seiner Gänge. Schliesst man diese Löcher, wird er rasch ein neues Loch graben, um nicht zu ersticken.
Befindet sich ein Maulwurf im eigenen Garten, ist das ein gutes Zeichen. Die Tiere buddeln nämlich nur in gesunder und guter Erde. Über die Tunneleingänge bringen sie gute Erde an die Oberfläche, die bei Gärtnern als Aussaat- und Pflanzenerde sehr beliebt ist. Ein Maulwurf kann bis zu 20-mal schwerere Erdmasse bewegen, als er selbst wiegt. Zudem lockert der Maulwurf durch sein Tunnelsystem den Boden auf und hilft der Bodenbelüftung.
Trotz der positiven Aspekte, die Maulwürfe mit sich bringen, sind Maulwurfshügel nicht gerne gesehen. Ausserdem nutzen auch Wühlmäuse die unterirdischen Gänge und knabbern dann das Gemüse an. Glücklicherweise gibt es auch Tiere, die die Bestände von solchen Mäusen regulieren. Ein solches Tier ist die Sumpfohreule.
Die Sumpfohreule
Die Sumpfohreule gehört zu den Bodenbrütern und bevorzugt es, sich bodennah aufzuhalten. Am liebsten brütet diese Eule in der Nähe von Feuchtgebieten und Mooren oder auch auf Heideflächen und eher ungestörten Wiesen. Auf ihrer Speisekarte stehen vor allem kleine Nagetiere wie die Wühlmäuse – manchmal auch Jungvögel. Da die Sumpfohreule immer weniger Lebensraum zur Verfügung hat, gilt sie heute als vom Aussterben bedroht.
Die Populationen von bodennistenden Vögeln sind stärker bedroht als jene Arten, die ihre Nester über dem Boden bauen. In Westeuropa hat dies zum Teil auch mit der Zunahme von Nestraubtier-Populationen (Eichelhäher etc.) zu tun. Ein Grossteil des Rückgangs der Bodenbrüter ist jedoch auf einige landwirtschaftliche Bewirtschaftungsmethoden zurückzuführen. So zum Beispiel haben Vögel durch dichte Monokulturen und artenarme Grasweiden keinen Platz mehr zum Nisten. Aber auch das Düngen und das häufige Mähen stellen eine Bedrohung dieser bodenbrütenden Vögel dar.
Wie Huftiere und Wolfsrisse das Leben im Boden verändern
Böden werden auf ganz unterschiedliche Weise verändert. Nachdem ein Wolf ein Huftier zuerst gerissen, dann gefressen hat, bleibt neben Haut, Knochen und Mageninhalt kaum etwas übrig. Doch dieser Kadaver bietet für eine überraschend artenspezifische Mikroben-Gemeinschaft Lebensraum. Demnach gedeihen unter einem Bisonriss völlig andere Pilze und Bakterien als unter einem Wapitiriss. Zudem ist die mikrobielle Artenvielfalt unter den jeweiligen Kadavern zwar geringer als im umliegenden Boden, da dort spezialisierte Arten dominieren; dennoch entwickeln hohe Konzentrationen von sonst nur vereinzelt vorkommenden Nährstoffen. Durch diese Nährstoffe wachsen auch wieder viele hochwertige Pflanzen, die wiederum verlockend für Pflanzenfresser sind.
Logischerweise geben auch die lebenden Huftiere etwas der Natur zurück. Huftiere können nämlich grosse Mengen an Nährstoffen – räumlich und zeitlich – transportieren. Sie nehmen die Nährstoffe irgendwo auf und scheiden sie an einem anderen Ort durch Dung und Urin wieder aus. Ein Rothirsch beispielsweise transferiert seine im Sommer aufgenommenen Nährstoffe in den Winter und verteilt sie durch seine weiträumige Migration an zahlreichen Orten. Dieser Nährstofftransfer ist wiederum von Bedeutung für die Gemeinschaften der Bodenorganismen und damit letztendlich auch für verschiedene Bodenprozesse.
Es ist also gut zu erkennen, dass alle Organismen – ob riesig oder klitzeklein – immer zusammenwirken. Die Pedosphäre bietet Raum für die verschiedensten Wechselwirkungen und dient damit unmittelbar uns Menschen.
NABU: Beim Maulwurf zu Besuch / Sumpfohreule
scinea: Wie Wolfsrisse das Leben im Boden verändern
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