Helfende Pilze

Eine neu entdeckte Pilzart befällt Blattflöhe und schützt so Pflanzen vor Infektionen.

Helfende Pilze
Pilze gehören zum Wald genauso wie Pflanzen (Foto: Sacha Rufer)

Blattflöhe sind für Pflanzen ein grosses Problem. Die kleinen Insekten, systematisch der Familie Psylloidea zugeteilt, können mit ihren Bissen in die Saftgefässe der Pflanzen grossen Schaden verursachen. Zwar sind die Bisse nicht direkt dafür verantwortlich, doch durch die Öffnungen können Erreger in das Pflanzengewebe eindringen und grossflächige Zerstörung anrichten.

Neue Hoffnung für die Landwirtschaft

Vor allem beim Obstanbau sind Blattflöhe gefürchtete ‚Schädlinge‘, da sie für grosse Ernteinbussen verantwortlich sein können. Der Einsatz von Pestiziden kann jedoch andere, nützliche Insekten töten. Eine kürzlich erschienene Publikation weckt Hoffnungen: Eine vordem nicht bekannte Pilzart befällt Blattflöhe und schützt Birnbäume so vor den Psylloiden. Ist dieser Pilz auch bei anderen Bäumen wirksam, kann dies eine grosse Chance für den biologischen Pflanzenschutz sein. Forschende wollen nun untersuchen, ob und wie man den Pilz gezielt einsetzt.

Die Symbiose von Pflanzen und Pilzen

Dass Pilze mit Pflanzen eine für beide Seiten vorteilhafte ‚Kooperation‘, eine sogenannte Symbiose eingehen, ist ein in der Natur weit verbreitetes Phänomen. Die wohl bekannteste Form der Symbiose ist die der Mykorrhiza-Pilze. Bei dieser umwickelt ein Pilzgeflecht Baumwurzeln und dringt in diese ein. Der Pilz kann, aufgrund spezieller Enzyme, Stoffe wie Phosphor oder Stickstoff im Boden besser zersetzten und diese den Bäumen zur Verfügung stellen. Dafür beliefert der Baum die Pilze mit Kohlehydraten. So können beide gedeihen. Ein Grossteil der Bäume steht in irgendeiner Weise in Symbiose mit Pilzen. Die Ursprünge dieser Symbiose liegen sehr weit zurück, bildeten sich also früh in der Evolution der heutigen Landpflanzen heraus.

Extreme Formen

Manche Pflanzen entwickelten eine extreme Form dieser Symbiose: Sie sind vollkommen abhängig von den Pilzen im Boden. Jene Pflanzen, wie beispielsweise der Vogel-Nestwurz oder der Fichtenspargel,  besitzen kein Chlorophyll in ihren Blättern. Sie können also keine Photosynthese betreiben. Somit müssen sie ihre Nährstoffe anderswo herholen. Über die Wurzel verbinden sie sich mit Mykorrhizen, die wiederrum mit andern Pflanzen liiert sind. So erhalten die parasitär lebenden Pflanzen all ihre Nährstoffe über den Pilz, bzw. von anderen Pflanzen. Wieso der Pilz diese Verbindung eingeht, ist unklar. Wahrscheinlich ist es ein weiterer Fall eines ‚Evolutiven Wettrüstens‘, dem ständigen Hin und Her zwischen Parasit und Wirt. Sobald die eine Seite einen Vorteil erringt, passt sich die andere Seite durch evolutive Prozesse an. Auch das ist ein typisches Muster in der Natur.

Quellen und weitere Informationen
Informationsdienst Wissenschaft:Pilz hilft Birne
NABU: Wie Pilze und Bäume voneinander profitieren
Universität Basel:Symbiosen - uralte Partnerschaften
Eilenberg et al.: Pandora cacopsyllae