Nichts über Wasser frisch aus dem «Hahnen»

Auch wenn gut dreiviertel der Schweizer Bevölkerung regelmässig Leitungswasser trinken, werden von Jahr zu Jahr immer mehr Wasserflaschen verkauft. Das trägt zu einer grossen Belastung der Umwelt bei. Dies belastet die Umwelt sehr.

Nichts über Wasser frisch aus dem «Hahnen»
Millionen Liter Flaschenwasser werden jährlich in der Schweiz gekauft, obwohl das saubere Leitungswasser ökologischer und kostengünstiger ist. (Jesus Alejandro Moron Guadarrama, Unsplash)

Schweizer Leitungswasser erfüllt einen hohen Hygiene- und Sicherheitsstandart. Denn das Gesetz schreibt für Leitungswasser strenge Auflagen vor. Diese sind sogar strenger als jene für Markenwasser aus der Flasche. Ausserdem ist die Infrastruktur des Leitungswassers in den letzten Jahrzenten nicht nur sehr flächendeckend und kostengünstig geworden, sondern auch rund um die Uhr verfügbar. Dazu hat Leitungswasser eine viel bessere Ökobilanz als Flaschenwasser. Basierend auf diesen Fakten ist es erstaunlich, dass 2020 rund 940 Millionen Liter – davon fast 50 Prozent importiert – konsumiert wurden.

Wie das Wasser von der Quelle in die Flasche gelangt

Jedes Jahr werden in der Fabrik der Firma Aproz sources Minérales rund 115 Millionen Liter Mineralwasser in Flaschen abgefüllt. Vergleichsweise könnten damit 46 olympische Schwimmbecken gefüllt werden. Doch bevor das Wasser trinkbereit im Supermarkt steht, hat es einen langen Weg vor sich.
Anfangs ist das Wasser noch weiss – es ist Schnee. Erst im Frühling beginnt es zu schmelzen. Dann beginnt auch der eigentliche Prozess: Das Schmelzwasser sinkt während Jahrzenten durch verschiedenste Gesteinsschichten. Dadurch wird das Wasser schrittweise gereinigt und mit Mineralien – vor allem Kalzium und Magnesium – angereichert. In der Quelle angekommen, so sprudelt das Mineralwasser aus der Felswand.
Aproz hat insgesamt sieben solcher Mineralwasser-Quellen. Die Stollen sind mit Lüftungsanlagen und Pipelines versorgt. Zwei der Quellen sind ausserdem mit Pumpen ausgestattet, da bei ihnen die Schwerkraft nicht ausreichend ist. Durch dieses System wird das Wasser schliesslich aus den Quellen zur Fabrik im Tal gefördert. Dort wird zuerst der Mineraliengehalt überprüft und teilweise Kohlensäure hinzugefügt. Danach kann das fertige Mineralwasser in die PET-Flaschen abgefüllt werden.

PET-Flaschen

Die Maschinen von Aproz können pro Stunde fast 60000 PET-Flaschen abfüllen. Diese Flaschen werden laut Aproz zwar zu 100 Prozent aus Recycling-PET hergestellt, dabei ist aber anzumerken, dass jährlich 1,6 Milliarden PET-Flaschen in den Umlauf gelangen und längst nicht Alle recycelt werden.
Ausserdem zeigte eine Studie vom SVGW folgendes: Würde nur noch Leitungswasser konsumiert werden, bräuchte es jährlich 790 Millionen PET-Flasche weniger. Dies würde unseren CO2-Fussabdruck um 330 000 Tonnen CO2-Äquivalente senken. Weiter zeigte sie, dass eine Person täglich zwei Liter Leitungswasser trinken könnte, ohne dabei die Umwelt mehr zu belasten als einmal mit dem Auto von Chur nach Genf zu fahren.

Leitungswasser in der Schweiz

Rund dreiviertel der Schweizer Bevölkerung trinken regelmässig Wasser aus dem «Hahnen». Das Leitungswasser in der Schweiz stammt zu je 40 Prozent aus Quell- und Grundwasser sowie 20 Prozent aus See- und Flusswasser. Das Grund- und Oberflächenwasser muss zuerst in einer Trinkwasser-Aufbereitungsanlage gereinigt werden. Quellwasser dagegen muss nicht behandelt werden. Anschliessend wird das Wasser in einem Tank gelagert und kann über Röhren in die einzelnen Haushalte gepumpt werden. Der Preis liegt bei etwa 2 Franken pro 1000 Liter Leitungswasser. Doch nicht nur der Preis ist gering; die CO2-Äquivalente von Leitungswasser beträgt 0,1 Gramm pro Liter.

Sollte man zu Hause Leitungswasser aus einem Glas trinken, so ist es wichtig, dass man sein Trinkglas mehrmals verwendet. Am besten wäre es, man bräuchte nur eines pro Tag. Denn würde man ein Glas andauernd mit Seife und Wasser abwaschen, so käme dieser CO2-Fussabdruck nahe an denjenigen des Flaschenwassers heran. Ausserdem wäre eine volle Abwaschmaschine – betrieben durch erneuerbaren Strom – die umweltfreundlichere Variante als das Abwaschen von Hand.

Leitungswasser enthält auch Mineralien

Leitungswasser hat nicht unbedingt, wie man vielleicht annehmen könnte, einen geringeren Mineraliengehalt als Flaschenwasser. Denn die Bezeichnung „natürliches Mineralwasser“ – Wasser aus einer Quelle, die bestimmte Kriterien erfüllen muss – sieht keinen Mindestgehalt an Mineralien vor. Deshalb kann es sogar vorkommen, dass Leitungswasser mehr Mineralien als das gekauftes Markenwasser enthält. Es wird also nicht nur der Umwelt etwas Gutes getan, wenn Leitungswasser getrunken wird.