Abschlusserklärung der Weltnaturkonferenz löst gemischte Gefühle aus

Die 15. Vertragsstaatenkonferenz der internationalen Biodiversitätskonvention fand vom 7. bis 19. Dezember 2022 in Montreal, Kanada statt. Die teilnehmenden Länder einigten sich am letzten Tag auf eine Abschlusserklärung. Die Ergebnisse stellen jedoch nicht alle zufrieden.

Abschlusserklärung der Weltnaturkonferenz löst gemischte Gefühle aus
(Markus Spiske, Pexels)

Am Gipfeltreffen in Montreal waren über 5‘000 Abgeordnete dabei. Die Konferenz sollte ursprünglich im Jahr 2020 in China stattfinden, aus bekannten Gründen wurde diese aber verschoben. Auch die Schweiz war mit einer mehrköpfigen Delegation an den von der chinesischen Präsidentschaft geführten Verhandlungen dabei.

Artenvielfalt und Biodiversität sind stark gefährdet

Der Klimawandel und der Lebensraumverlust beeinflussen die Artenvielfalt negativ. Immer mehr Habitate gehen durch den Einfluss des Menschen verloren. Laut einigen Wissenschaftlern befinden wir uns bereits mitten im 6. Massenaussterben der Erdgeschichte. Konkret bedeutet das, dass jede 8. Art vom Aussterben bedroht ist. Die Erwartungen an die 15. Vertragsstaatenkonferenz waren daher gross.

Das vieldiskutierte Ziel „30 by 30“, das bis 2030 30% der Land- und Meeresfläche unter Schutz stellen will, war nur eine der vielen Forderungen des „Post-2020 Global Biodiversity Framework“. Diese Rahmenstruktur beinhaltet vier langfristige Ziele bis 2050 und 23 mittelfristige Ziele bis 2030, deren Umsetzung an der Konferenz diskutiert wurden. Die Abschlusserklärung vom 19. Dezember 2022 enthält alle Ergebnisse der Verhandlungen.

Ergebnisse der Weltnaturkonferenz 2022

In der Nacht vom Sonntag auf den Montag hat die Staatengemeinschaft eine globale Vereinbarung für Schutz, nachhaltige Nutzung und Wiederherstellung der Natur beschlossen. Die diskutierten vier langfristigen und 23 mittelfristigen Ziele wurden angenommen. Konkret vereinbarten die Vertragsparteien folgende Hauptpunkte:

  • Bis 2030 sollen 30% der Land- und Meeresfläche auf der Erde unter effektiven Schutz gestellt werden. Damit wird das geforderte „30 by 30“ Ziel umgesetzt.
  • Umwelt-Risiken durch Pestizide und Düngemittel sollen bis 2030 halbiert werden. Ausserdem gilt es, biodiversitätsschädigende Anreize, wie zum Beispiel Subventionen, bis 2030 um 500 Milliarden US-Dollar abzubauen.
  • Um zu kontrollieren, wie es der Natur weltweit geht und ob die beschlossenen Ziele erreicht werden, vereinheitlichten die Vertragsstaaten die Indikatoren in einem Monitoringrahmen.
  • Länder des globalen Südens sollen bei der Umsetzung der neuen Vereinbarungen jeweils jährlich bis 2025 mit 20 Milliarden und bis 2030 mit 30 Milliarden US-Dollar unterstützt werden. Dafür wurde ein neuer „Global Biodiversity Framework Fund“ gegründet, der von der „Global Environment Facility“ in naher Zukunft eingerichtet wird.
  • An der Konferenz nutzten einige Staaten die Gunst der Stunde und schlossen neue Partnerschaften. So starteten Deutschland und Kolumbien gemeinsam eine Initiative, die Entwicklungsländer bei der raschen Umsetzung ihrer neuen nationalen Biodiversitätsstrategien und Aktionspläne unterstützen wird.
  • An der diesjährigen Konferenz wurde die Bedeutung von indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften für Artenschutz und den Biodiversitätserhalt hervorgehoben.

Nicht alle sind zufrieden mit den Ergebnissen

Viele Umweltorganisationen zeigten sich nach der Bekanntgabe der Ergebnisse enttäuscht. Unter anderem wird bemängelt, dass auch dieses verabschiedete Dokument rechtlich wieder nicht bindend ist. Ausserdem hat beispielsweise die USA das Dokument noch gar nicht unterschrieben. Für viele bleibt zudem offen, wie genau die Ziele erreicht werden sollen und welche Folgen es hätte, wenn sie nicht erreicht werden. Für einige gehen die Zielsetzungen sogar zu wenig weit:

„Die Welt rast in der Natur- und Klimakrise auf einen Abgrund zu. Doch statt entschieden zu bremsen, geht sie lediglich etwas vom Gas.“ Jörg-Andreas Krüger, NABU-Präsident

Die Schweiz hinkt den Erwartungen hinterher

Der Schutz der Biodiversität und der Artenvielfalt in der Schweiz liegt gegenüber vielen anderen Ländern Europas im Hintertreffen. So sind je nach der Definition einer Schutzfläche nur gerade 6 bis 12% der Schweiz unter Schutz gestellt. Bis 2030 müssten neu zwischen 18 und 24% der Landesfläche als Schutzzonen ausgeschieden werden. Inwiefern dies realistisch ist, hängt unter anderem vom politischen Willen und dem zur Verfügung gestellten Geld ab. Wir als Bevölkerung können helfen, indem wir mehr Akzeptanz gegenüber neuen Schutzflächen an den Tag legen.

Quellen und weitere Informationen
SRF: UNO-Weltnaturgipfel einigt sich auf Abschlusserklärung
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Montreal Moment für die Natur
Tagesschau: Ein Kompromiss, der nicht alle begeistert
Nabu: Rund 200 Staaten beschließen ein neues Weltnaturabkommen