Buch "Why go far away when everything is CLOSEBY"

Nach Corona ist wie vor Corona: Die Rückbesinnung darauf, dass auch das eigene Land viele schöne, entdeckertaugliche Feriendestinationen bereithält, hat die Schweizer Bevölkerung jedenfalls rasch wieder abgelegt. Karin Rey und Maja Haus möchten das auch niemandem verderben. Sie finden es aber schon lohnend, zu Gunsten der CO2-Einsparung beim Reiseverhalten noch einmal einen Nagel einzuschlagen, und hatten diesbezüglich eine kleine, feine Idee. In ihrem hübschen Wanderbüchlein bringen sie uns 15 Schweizer Wanderziele näher, die internationalen Reisezielen wie dem Grand Canyon, den norwegischen Fjorden oder verwegenen Hängebrücken im Himalaya zum Verwechseln ähneln…

Obwohl: Wirklich zum Verwechseln? Auf den eindrucksvollen Fotos, die den Band begleiten, gelingt das sehr wohl. Draussen in Feld und Wald brächten wir den Niesen jedoch wohl nur unter sehr ungewöhnlichen Umständen mit dem japanischen Fuji-san durcheinander. Doch auch wenn das der Aufhänger des Wanderführers ist, geht es ihm hauptsächlich um was anderes. Darum nämlich, richtig hinzuschauen, die heimische Natur und Landschaft jenseits der Befangenheit gegenüber dem „Bekannten“ noch einmal neu auf sich wirken zu lassen. Sie im ganz wörtlichen Sinn wieder für sich zu entdecken. Dieser abenteuerlustige, unbeschwerte Geist leuchtet uns dann auch aus den Reiseberichten der beiden Wanderinnen entgegen, die sich mehr dem Erleben als dem Routenbeschrieb verschreiben: Für letzteres sind die angefügten Wanderkarten mit allen wichtigen Eckdaten, den Höhen- und Anforderungsprofilen ja absolut ausreichend.

Gegenüber dem liebenswürdigen Humor und freundschaftlichen Kolorit des Wanderführers darf sein klimapolitisches Anliegen weit in den Hintergrund treten: Vergessen geht es darüber nicht. Maja Haus und Karin Rey finden eine besonders greifbare, unaufgeregte Form dafür. Jeder Wanderempfehlung fügen sie die Berechnung der Menge an Klimagasen an, die wir mit dem Verzicht des Besuches des „Originals“ einsparen, und machen uns diese am praktischen Beispiel fassbar. So erfahren wir dann beispielsweise, dass ein Baum 210 Jahre wachsen müsste, um es unserem Verzicht auf den Flug nach Brasilien gleichzutun, oder dass dem Besuch des Kantons Glarus statt Costa Ricas 1500 Jahre Streaming von Videos im 4G-Netz entsprechen. Zum gewohnten Ferienerlebnis steuern sie dann gleich noch die unentbehrlichen Postkarten bei. Die lassen sich aus dem hinteren Teil des Bändchens bequem heraustrennen. Als ein munteres Gesamtpaket von guten Einfällen empfehlen wir den originellen Wanderführer speziell auch als Geschenkidee.