Geschichte der Umwelt: Erfolge des Umweltschutzes
In der Artikelserie ‚Geschichte der Umwelt‘ werden verschiedene Epochen beleuchtet. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Veränderungen in der Umwelt deutlich sichtbarer.

In den zwölftausend Jahren, die vergingen, seit der Mensch sesshaft wurde, hat sich in unserer Umwelt vieles verändert. Vieles ist auf die Naturübernutzung zurückzuführen, die mit der Industrialisierung richtig Fahrt aufnahm. Doch Grundlagen für diese wurden schon viel früher gelegt, wie unter anderem in dieser Artikelserie aufgezeigt wurde. Man erliegt nun schnell der Versuchung, hier ein Narrativ der ökologischen Tragödie zu spinnen, das den Menschen als gewissenslosen Umweltzerstörer darstellt. Doch dies muss nicht sein, denn im Laufe der Jahre, vor allem gegen Ende des 20. Jahrhunderts, wurden viele Fortschritte im Umweltschutz erzielt. Eine zeitgeschichtliche Perspektive auf Fortschritte des Umweltschutzes lohnt sich also.
Globale Bestrebungen
Während den 70ern und 80ern mauserte sich die Sorge um die Umwelt zu einem allgemeinen Gesellschaftsproblem. NGO’s und Parteien formierten sich in ganz Europa, die den Umweltschutz zu ihrem zentralen Thema machten. Die Geburtsstunde der Umweltpolitik hatte geschlagen. Auch auf einer globalen Bühne machte sich dies bemerkbar: Die UN hielt im Juni 1972 die erste „Konferenz zur Umwelt des Menschen“ in Stockholm ab. Diese war der Startpunkt für viele weitere Konferenzen, die zum Umwelt-, Natur- und Klimaschutz beitragen sollten. Selbstverständlich darf man deren Wirksamkeit nicht übertreiben, denn vor allem im Bereich des Klimaschutzes wurden bis heute keine verbindlichen Massnahmen international umgesetzt. Doch auch die erzielten Erfolge dürfen nicht vergessen gehen. Als Paradebeispiel gilt das Montreal-Protokoll, welches den Ausstoss von Fluorchlorkohlenwasserstoffen der teilnehmenden Länder regelte. Die FCKWs waren dafür mitverantwortlich, dass sich ein Loch in der Ozonschicht bildete. Da sich von Anfang an viele mächtige ‚Global Player‘ dem Protokoll anschlossen, konnte das Verbot effizient und global umgesetzt werden. Mit ein Grund dafür war auch, dass es bereits Alternativen zu FCKWs auf dem Markt gab.
20 Jahre nach der Stockholmer Konferenz tagte die bis anhin grösste Zusammenkunft zu Umweltfragen, die „Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung“, gemeinhin als Rio-Konferenz bekannt. Auch wenn letztlich an diesen Konferenzen wenige stichhaltige Ergebnisse erzielt wurden, ist es doch als Fortschritt zu betrachten, dass das Umweltproblem eine globale Bühne erreichte.
Veränderte Mentalitäten
Ebenfalls sollte man nicht vergessen, dass der Mentalitätswandel der letzten fünfzig Jahre beachtlich ist. Heutzutage sind die Probleme der Umwelt in den Köpfen von Menschen fest verankert. Der Umweltschutz wandelte sich ab dem Ende des zweiten Weltkrieges von einem Heimats- und Naturschutz-Bestreben zu einer Denkweise, die für eine globale, gerechte Zusammenarbeit und für den Schutz der Biosphäre einsteht. Man stelle sich vor, dies wäre nicht geschehen… Was wäre, wenn die Naturausbeutung im Stil der Industrialisierung weiterlaufen würde, ohne dass irgendeine Opposition dazu gebildet hätte? Die Frage nach alternativen, hypothetischen Verläufen der Geschichte kann man zu Recht kritisieren. Doch in manchen Fällen hilft sie dabei aus einem gängigen Narrativ auszubrechen und die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Lokale Veränderungen
Nicht nur globalpolitisch änderte sich in Relation zur Umwelt vieles. Es ist logisch, dass sich auch national oder lokal Dinge veränderten. Sei es, dass sich der Staat für die Umwelt einsetzte oder Bürgerinnen in Eigeninitiative die Regie übernahmen – wie es oft der Fall war. Organisationen wie der WWF setzten sich mit teils beachtlichem Erfolg, vor allem bei Flagship Species (Link), für den Tierschutz ein. Der Bio-Landbau wurde stetig populärer. Auch politisch änderte sich einiges: Verbote für Pestizide, insbesondere DDT, wurden immer weiter durchgesetzt. In der Schweiz wurde der Schutz der Umwelt – nicht nur aus rein ökonomischer Motivation wie noch im 19. Jahrhundert – zu einem Kernthema. Beginnend mit dem Gewässerschutz: Es kam zu einem radikalen Ausbau von Kläranlagen ab den 70ern. Auch der Schutz vor Luftverschmutzung spielte eine immer grössere Rolle. Die „Nachhaltige Entwicklung“ – auch wenn dieser Neologismus von vielen Kreisen als ein Oxymoron verachtet wird – wurde zu einem Staatsziel des Schweizer Bundesstaats und findet sich im Artikel 2 der Bundesverfassung wieder.
[Die Schweizerische Eidgenossenschaft] fördert die gemeinsame Wohlfahrt, die nachhaltige Entwicklung, den inneren Zusammenhalt und die kulturelle Vielfalt des Landes.
Im Tierschutzgesetz findet sich auch die Formulierung der „Würde des Tieres“ wieder. Das heisst, dass auch nicht-menschlichen Lebewesen eine eigene, innewohnende Würde zugesprochen wird. Betrachtet man diese Entwicklung im grösseren historischen Kontext, so ist beachtenswert, wie stark sich die Mentalität in Bezug auf Umwelt verändert hat.
Die Geschichte von Umwelt und Mensch muss also nicht zwingend nur als Tragödie gelesen werden. Es ist genauso wichtig zu reflektieren, auf welche Weise wir diese Geschichte erzählen, wie sie zu überhaupt zu erzählen. Es ist augenscheinlich, dass die Menschheit die Umwelt grundlegend verändert hat, vor allem seit der Industrialisierung. Wir müssen heute, rascher denn je, handeln. Umso wichtiger ist es, die historischen Fortschritte des Umweltschutzes zu betrachten, wertzuschätzen und sie nicht totzuschweigen.
Historisches Lexikon der Schweiz: Umwelt und Ökologische Bewegung.
Bundesverfassung der Schweizer Eidgenossenschaft
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