Ratgeber: Der Naturgarten im Oktober

Unser Naturgarten strahlt in satten und warmen Farben – der Herbst leuchtet in seiner vollen Farbenpracht. Die Temperaturen werden kühler – den meisten unserer Naturgartenbewohnern scheint es zu kalt geworden zu sein.

Ratgeber: Der Naturgarten im Oktober
Tiere suchen jetzt einen Platz zum Überwintern. (monicore, Pixabay)

Die Blätter fallen zu Boden, die Tiere verkriechen sich in die unterschiedlichsten Hohlräume oder begeben sich unter die Erdoberfläche: Das Gartenjahr neigt sich sichtbar dem Ende zu. Den kälteren Temperaturen zum Trotz blühen einzelne Pflanzen auch jetzt noch. Die Standorte der Spätblüher sind die letzten Stellen im ansonsten verlassenen Garten, an denen noch vereinzelt Bestäuber wie Hummeln, Bienen und Schmetterlinge zu beobachten sind. Spätblüher, die uns auch noch im Oktober mit ihren Blüten erfreuen, sind etwa die Duftnessel, die Margerite, die Aster oder die gefleckte Taubnessel. Die beiden letzteren können noch bis in den November hinein blühen.
Die Bestäuber sind uns dankbar, dass wir diesen Spätblühern einen Platz in unserem Garten gegebenen haben – im Oktober ist nicht mehr viel Nahrung zu finden. Die Aufnahme von Nahrung ist für einige Insektenarten jedoch gerade zu dieser Jahreszeit von sehr grosser Relevanz.

Nahrungsangebot im Oktober entscheidend für das Überleben der Bienenvölker
Besonders Bienen sind im Herbst auf ein ausreichendes Angebot an Nahrung angewiesen. Bei den Bienen, die zurzeit fliegen, handelt es sich um Winterbienen. Diese werden im Bienenstock überwintern. Dazu müssen sie sich jedoch zuerst ein Winterpolster anfressen. Im Frühling sind sie zudem für die Aufzucht der ersten Generation an Sommerbienen zuständig. Die Winterbienen erfüllen also einen essentiellen Beitrag zum Überleben der Bienenvölker. Ein ausreichendes Nahrungsangebot im Herbst ist dafür eine zwingende Voraussetzung.

Den Garten für den Winter vorbereiten

Unser Naturgarten erscheint immer unbelebter und verlassener. Ähnlich, wie die Bäume sich auf die Vegetationspause vorbereiten und mit ihrem prächtigen Blätterregen die ruhigere und gemütliche Zeit des Jahres einläuten, bereiten sich die Tiere auf die Winterruhe vor und suchen dafür einen warmen Unterschlupf. Insekten finden in Ritzen und Hohlräumen von Baumstämmen ein schützendes Winterquartier. Auch Ast-, Stein- oder Laubhäufen bieten einen wertvollen Unterschlupf für Insekten, Amphibien, Reptilien oder Igel.
Wenn die Insekten den kalten Winter überlebt haben, fliegen sie teilweise schon ab Februar wieder aus und suchen nach Nektar- und Pollenquellen. Auch dann ist das Nahrungsangebot ein kritischer Faktor für die Insektenpopulationen, denn wenn keine Nahrung zu finden ist, waren die ganzen Anstrengungen, die Winterruhe zu überleben, umsonst. Wenn wir die Insekten bei der frühjährlichen Nahrungssuche unterstützen wollen, ist im Oktober die Zeit, dies vorzubereiten. Blumenzwiebeln sollten im Herbst bei trockener Witterung gesetzt werden.

Im Oktober sollte die Wiese noch einmal mit der Sense gemäht werden. Dies verhindert, dass sich zu viele Nährstoffe auf der Wiese anreichern. Sonst können Pflanzen verdrängt werden, die auf nährstoffarme Standorte angewiesen sind. Die Streu sollte 1-2 Tage liegen gelassen werden, damit die geschnittenen Blüten versamen und Insekten ein neues Zuhause finden können.
Ansonsten sind in einem Naturgarten nicht viele Aufräumarbeiten nötig. Dieser soll ja auch im Winter eine Biodiversitäts-Oase bleiben. Die meisten Aufräumaktionen vernichten Lebensraum, aber das Laub im Garten zusammenzurechen ist auch aus Sicht des Naturschutzes eine gute Idee. Allerdings sollte man es dabei belassen und den Laubhaufen im Garten liegen lassen. Wenn Igel darin überwintern sollen, gibt Laub alleine allerdings noch keinen geeigneten Winterschlafplatz her. Der Laubhaufen sollte zusätzlich mit totem Holz und Reisig angereichert werden, damit die Blätter nicht verwehen.
In solchen stabilen Laubhaufen quartieren sich ausserdem gerne Reptilien wie etwa die Erdkröte ein. Die Zauneidechse verkriecht sich – wenn sowas zur Verfügung steht – lieber in frostfreie Schotter- bzw. Steinhaufen oder in Gesteinsritzen. Auch der Komposthaufen verrichtet im Winter noch wertvolle Dienste: Hierhin ziehen sich gerne Ringelnattern zurück – und verlassen ihn dann im Frühjahr auch pünktlich wieder…

Wir sehen, das Naturgartenjahr ist noch lange nicht vorbei! Das Winterhalbjahr ist mindestens ebenso wichtig für das Überleben der Tiere. Sie zeigen sich uns zwar deutlich seltener, sind in einem echten Naturgarten aber ebenso vorhanden – einfach versteckt unter der Erde, unter Laubhaufen oder in Ritzen von Baumstämmen.

Quellen und weitere Informationen
Salamander Naturgarten: Gartenarbeiten im Herbst
Bee careful: Das Bienenjahr