Ratgeber: Frische Pilze selber züchten

Wer das ganze Jahr über frische Pilze geniessen möchte, kann ganz einfach im eigenen Garten oder gar zu Hause eine eigene Pilzzucht starten. Auf das passende Substrat und die richtige Pflege kommt es an.

Ratgeber: Frische Pilze selber züchten
Ganz leicht lassen sich Pilze auch zu Hause züchten! Wie die Shiitake-Pilze (Demorobi, Unsplash)

Die Pilzsaison ist langsam vorbei, aber wenn man sie selber züchtet, kann man das ganze Jahr hindurch frische Pilze geniessen. Das beste am Heimgarten: Man kann die Pilze schadstofffrei anbauen. Dazu sind sie auch noch pflegeleicht: Ob im Garten, auf dem Balkon oder im Keller — Pilze fühlen sich an vielen Standorten wohl, solange sie genug Feuchtigkeit haben.

Pilzarten

Für die Hauszucht eignen sich besonders ChampignonsAusternseitlingeShiitakeKräuterseitlingeLimonenpilze und Pioppini. Im Freien fühlen sich Wald-Austernseitlinge, Wald-Kräuterseitlinge, Hericium (Stachelbärte)Braunkappen, Wald-Limonenpilze und Pioppini am wohlsten.

Anzucht

So werden Pilze angebaut: Zunächst gibt man eine vorbereitete Pilzbrut auf ein passendes Substrat. Die Pilzsporen kann man im Fachhandel als Körner oder Stäbchen kaufen. Die Körner-Brut eignet sich besonders für die Anzucht auf lockerem Substrat, da man sie einfach darunter mischen kann. Die Stäbchen-Brut eignet sich hervorragend für das Spicken von Baumstämmen oder Strohballen.

Wichtig ist, dass man vor dem Kontakt mit der Pilzbrut die Hände gründlich wäscht oder sterile Einweg-Handschuhe trägt, da Bakterien und Schimmelpilze die ganze Kultur absterben lassen können.

Dass die Impfung erfolgreich war, erkennt man daran, dass die Substratoberfläche von einem weissen Flaum überzogen wird. Dies ist ein Zeichen dafür, dass das Myzel — das Pilzgeflecht — das Substrat vollständig durchwachsen hat. (Zur Dauer dieses Vorgangs siehe den Abschnitt zur Ernte.) Die Pilze spriessen dann so lange, bis das Myzel dem Substrat alle Nährstoffe entzogen hat.

Substrat

Ob auf Holzstämmen, auf Stroh oder auf altem Kaffeesatz: Pilze wachsen auf Materialien, die sonst ungenutzt bleiben oder im Abfall landen würden. Das macht den Pilzanbau besonders nachhaltig und ressourcenschonend. Je nach Pilzart eignen sich jedoch unterschiedliche Substrate.

  • Holzstämme: Die Anzucht auf Holzsubstrat ist besonders ergiebig, denn die Pilze können hier bis zu sieben Jahre lang immer wieder fruchten. Für diese Art der Zucht eignen sich besonders Austernseitlinge und Shiitake-Pilze. Die Art des Holzes sollte aber an die Pilzart angepasst sein (Buche, Birke, Pappel oder Weide für Austernsaitlinge; Buche, Eiche, Erle oder Birke für Shiitake). Dabei sollte man darauf achten, möglichst frisch geschlagenes Holz (nicht älter als 3 Monate!) zu verwenden, um unerwünschte Keime und Pilze zu vermeiden. Zur Beimpfung der Pilzbrut wird ein etwa 1m langer Baumstamm zunächst in einer Regentonne oder Badewanne gut gewässert. Danach bohrt man im Abstand von etwa 20cm gut 3cm tiefe Löcher, in die man die Pilzbrut hineingibt. Den Holzstamm kann man entweder im Garten etwas in die Erde eingraben (beim Austernpilz notwendig), oder auf den Balkon stellen. Der Nachteil dieser Zuchtvariante ist, dass die Anzucht auf Holzstämmen lange dauert — je nach Holzart geht es 6 bis 12 Monate, bis das Myzel den Stamm durchdrungen hat.
  • Stroh: Wenn man die Pilze schneller ernten möchte, kann man sie entweder auf hochdruckgepressten Strohballen oder in Strohpellets züchten. Austernpilze, Braunkappen, Kräuterseitlinge, Limonenpilze, Rosa Seitlinge und Schopftintlinge fühlen sich auf Strohsubstrat besonders wohl. Auch hier wird das Substrat vor der Beimpfung zunächst mit sauberem Wasser gut durchtränkt. In die Strohballen werden im Abstand von 20cm Löcher gebohrt, in die man die Stäbchen- oder Körner-Brut hineingibt. Um den Feuchtigkeitsverlust möglichst gering zu halten, wird der Strohballen mit einer Plastikfolie abgedeckt.
    Bei der Zucht mit Strohpellets müssen diese zur Vorbereitung fermentiert werden, um Bakterien oder Schimmelpilze abzutöten. Dazu die Pellets in warmem Wasser aufquellen lassen und anschliessend 1 bis 2 Wochen lang in einem verschliessbaren Behälter fermentieren lassen. Die fermentierte Strohmischung kann man anschliessend mit der Brut beimpfen und in Blumentöpfen auf den Balkon stellen. Der Nachteil gegenüber der Zucht auf Baumstämmen ist, dass insgesamt nur mit etwa drei bis vier Erntezyklen gerechnet werden kann.
  • Erde/Pilzsubstrat: Pilzarten wie Champignons, Austernpilze, Braunkappen, Kräuterseitlinge, Stockschwämmchen und Toskanapilze wachsen besonders gut auf lockerem Substrat. Dazu kann man entweder Erde oder spezielles Pilzsubstrat mit der Brut beimpfen. So kann man die Pilze entweder direkt im Boden im Garten oder in Töpfen zu Hause auf dem Balkon oder im Keller züchten. Eine beliebte Methode ist es, die Seitenwände eines verschliessbaren Plastikkübels mit etwa 1 bis 2cm grossen Löchern zu durchbohren. Diesen Pilz-Kübel füllt man anschliessend mit dem beimpften Substrat. Um eine Kontamination zu verhindern, sollte man die Löcher mit einem Vliespflaster (erhältlich in der Apotheke) verschliessen. Nach einigen Wochen spriessen die Fruchtkörper aus den Löchern des Kübels. Diese Methode bietet sich besonders für Einsteiger an, da sie mit relativ wenig Aufwand verbunden ist.
  • Kaffeesatz: Pilze kann man sogar auf Kaffeesatz züchten. Das ist nicht nur ressourcenschonend, der Kaffeesatz bietet den Pilzen auch einen ausgezeichneten Nährboden. Besonders gut gelingt die Zucht auf diesem Substrat mit Kräuterseitlingen, Limonenpilzen oder Pioppino. Wie bei der Zucht mit Erde oder Pilzsubstrat vermischt man die Pilzbrut mit dem Kaffeesatz und gibt diesen anschliessend in einen Anzuchttopf. Es dauert etwa 2 bis 4 Wochen, bis das Myzel den Kaffee vollkommen durchwachsen hat. Danach kann man bis zu 6 Mal Pilze ernten.

Standort und Pflege

Nachdem man das Substrat mit den Pilzsporen beimpft hat, lässt man es ruhen. Dazu sollte man einen schattigen Ort wählen, denn Pilze fühlen sich dort am wohlsten. Als Faustregel für die Pilzzucht gilt: Wenn man sich am Tag ohne Kunstlicht im Raum orientieren kann, reichen die Lichtverhältnisse aus. Direkte Sonneneinstrahlung sollte man vermeiden.

Besonders kommt es auf die Feuchtigkeit an: Das Substrat sollte stets feucht, jedoch nicht nass gehalten werden. Staunässe vertragen die Myzele nicht.

Je nach Pilzart mögen die Kulturen unterschiedliche Temperaturverhältnisse. Generell sollte man jedoch auf eine Temperatur zwischen 10 bis 20°C achten. Besonders gut eignet sich ein feuchter, unbeheizter Keller. So kann man die Pilze zu jeder Jahreszeit geniessen.

Ernte

Wie lange es dauert, bis man die ersten Pilze ernten kann und wieviele spriessen, kommt auf das Substrat und das Klima an. Tendenziell geht es im lockeren Substrat schneller, bis das Myzel vorgedrungen ist, während es bei der Zucht in Baumstämmen mehrere Monate dauern kann. Sobald sich das Myzel aber ausgebreitet hat, spriessen die ersten Pilze innerhalb weniger Tage.

Nach jeder Ernte folgt eine Ruhephase von bis zu 20 Tagen bis erneut Fruchtkörper spriessen. Ist das Substrat erschöpft, kann man es dem Bio-Müll oder Kompost zuführen. So ist der Kreislauf wieder geschlossen.