Die Grüne Stadt der Zukunft

Wie sähe wohl eine Stadt aus, welche die Natur integrieren und den Stadtbewohnern ein naturverbundenes Leben ermöglichen würde?

Die Grüne Stadt der Zukunft
Ob es in Zukunft wohl viele Gebäude gibt wie den Bosco Verticale in Mailand? (Michael Sala, Unsplash)

In den vergangenen Wochen gingen wir auf verschiedene Aspekte des urbanen Grüns ein. Als Abschluss unserer Artikelserie Grünräume in der Stadt laden wir Sie auf eine Reise in die „Grüne Stadt der Zukunft ein“. Sie führt uns zuweilen in utopische Gegenden, doch die eine oder andere Idee, die uns auf dieser Reise begegnen wird, sehen wir vielleicht auch bald schon umgesetzt.

Die Grüne Stadt

Wir schreiben das Jahr 2080. In den letzten Jahrzehnten mussten wir lernen, mit weniger Platz auszukommen. Mittlerweile haben wir gemerkt, dass das Leben auf engerem Raum nur wenige der befürchteten Nachteile brachte, dafür aber zahlreiche unverhoffte Vorteile. Durch das Bevölkerungswachstum wurden wir dazu gezwungen, unsere Raumnutzung zu überdenken.

Unsere Städte haben sich nicht etwa in riesige, bedrückende Betonwüsten verwandelt, sondern erscheinen ausgesprochen grün und naturnah. Wir haben entdeckt, dass nicht nur die Stadt, sondern alleine schon die Gebäude wertvolle Lebensräume für Tier und Pflanzen darstellen können. In unserer Stadt gibt es kaum ein Haus, das nicht mindestens durch dezente grüne Elemente wie etwa einen mit Efui umrandeten Eingang die Tier- und Menschenwelt erfreut. An vielen Gebäuden ist sogar mehr grün als irgendeine andere Farbe erkennbar. Selbst die Baumaterialien und Formen der neueren Gebäude lassen unsere Stadt viel natürlicher erscheinen als eine Stadt um die Jahrtausendwende. Unsere Architekten haben erkannt, wie wichtig die Erholung im Grünen ist, weshalb bei den städtischen Terrassen alles andere als Platz gespart wurde. Viele Überbauungen haben gemeinschaftlich genutzte Terrassenlandschaften, die ein üppiges Grün- und Gartenparadies darstellen und dadurch reichlich Vögel und Insekten anlocken.

Nicht nur in luftigen Höhen – ja, wir wohnen im Durchschnitt weiter oben – ist das üppige Grün zu finden, sondern auch am Boden bleibt viel Platz für Grünflächen. Nicht zuletzt, weil wir die Autos aus unseren Städten verbannt haben, genauer gesagt, unter die Stadt. Das unterirdische Strassennetz ist längst nicht so dicht wie jenes, das sich einst an der Oberfläche befand. Dennoch genügt das neue Strassensystem bei weitem, um die Stadt mit dem Umland zu verbinden. Innerhalb der Stadt bewegen wir uns fast ausschliesslich mit dem öffentlichen Verkehr fort, der in den letzten Jahrzehnten massiv ausgebaut wurde und zu einem grossen Teil ebenfalls unterirdisch verläuft. Wo früher Autostrassen verliefen, befinden sich heute etwa grosszügige Velostrassen oder Durchgangskorridore für Tiere.

Unsere Stadtplaner haben sich in den letzten Jahrzehnten stark am Biophilic Design Konzept orientiert. Diese gründet auf der Theorie der Biophilie, welche davon ausgeht, dass Menschen das Bedürfnis haben, mit der Natur verbunden zu leben. Die Natur wurde gezielt in unsere Stadt integriert. Ansprüchen von Tieren und Pflanzen wurde bei Planungsentscheiden ein grosses Gewicht beigemessen. Mittels Animal Aided Desing (AAD) wurde für Stadttiere das Navigieren durch den urbanen Dschungel massiv vereinfacht.

So wurde die Stadt grün

Unsere Stadt wurde nicht von selbst so grün. Der Beginn ihrer „Grünen Epoche“ wurde einerseits durch das Schaffen von gesetzlichen Rahmenbedingungen ermöglicht. Diese wurden eingeführt, um dem Bedürfnis der Stadtbewohnerinnen nach mehr Grünräumen gerecht zu werden. Aber auch zahlreiche Privatinitiativen leisteten einen wichtigen Beitrag. Diese förderten nicht nur Grünräume, sondern liessen auch wertvolle Nist- und Brutplätze für Insekten und Vögel sowie Habitate für Reptilien entstehen. Nicht zuletzt durch die Installation von zahlreichen künstlichen Nisthilfen durch Privatpersonen wurden Architektinnen auf die fehlenden Nist- und Brutmöglichkeiten und den Wunsch der Stadtbevölkerung, diese bereitzustellen, aufmerksam. Sie fingen deshalb an, geeignete Nist- und Brutstellen schon direkt ins Gebäude zu integrieren.

Während die Strassen in den Untergrund verlegt wurden, fliessen nun sämtliche der einst eingedolten Bachläufe unter freiem Himmel und erfreuen hier Insekten, Fische, Amphibien sowie auch uns Menschen. Die renaturierten Bäche leisten als Lebensadern einen enormen Beitrag zum Charakter der Stadtquartiere. Sie sind wichtige Treffpunkte für die Bevölkerung. Ganz nebenbei kühlen sie die Umgebung - wegen des Klimawandels wurden die Schweizer Sommer deutlich wärmer. Das Stadtgrün, darunter viele schattenspende Bäume, tragen überhaupt merklich zur Kühlung unserer Stadt bei. Der städtische Wärmeinseleffekt konnte dadurch deutlich reduziert werden.

Es lässt sich leben in unserer grünen Zukunftsstadt. Und wenn wir doch einmal das Bedürfnis verspüren, die Natur in ihrem ganzen Formenreichtum zu erleben, können wir uns unter die Erdoberfläche begeben und dort in einen Zug hüpfen. Nach einer nicht allzu langen Fahrt erreichen wir die Berge oder die strukturreiche Kulturlandschaft.