Zerkleinern, mischen, feucht halten: Ein Interview mit Ernst Leuenberger
Ernst Leuenberger bietet seit vielen Jahren Kompostkurse an. Wir fragten ihn, was einen hochwertigen Kompost ausmacht und wie man ihn herstellt.
Umweltnetz Schweiz: Ernst, du bist als Kompostberater tätig...
Ernst Leuenberger: Nur nebenbei.
Wie ist es dazu gekommen, dass du Kompostberater wurdest?
Als Förster war ich vierzig Jahre im Wald, aber mit dem Kompostieren begann ich schon in der Lehre. Vor sechzig Jahren mindestens: Da hatte man noch einen Pflanzgarten, um kleine Bäume aufzuziehen, und dafür brauchte man Kompost. Kunstdünger gab es nicht, und deshalb machte man Kompost aus Laub und Nadeln. Das führte ich dann privat fort, und später, als der Wald alleine nicht mehr rentierte, musste ich mir etwas Zusätzliches suchen. Ich besuchte einen Kompostberaterkurs und begann, Kurse zu geben. Für die Gemeinde…
Du warst also von der Gemeinde angestellt?
Ja, immer. Bis zur Pensionierung.
...und nachher machtest du selbst weiter?Nachher gab ich einfach noch nebenbei diese Kurse. Ich schrieb immer wieder mal ein Inserat aus oder lud eine Zeitung ein: So stiess ich immer wieder mal auf Interesse. Aber mittlerweile interessiert das niemanden mehr.
Wirklich?
Vor etwa drei, vier Jahren lachte mich der Bürgermeister aus. Er meinte, das mache doch heute niemand mehr. Als ich beim letzten Kurs, den ich noch auf die Beine stellen wollte, die Gemeinde bat, mir doch wenigstens das Inserat zu vergüten, wollten sie das auch nicht. In der Bevölkerung wäre da schon noch Interesse.
Die Kompostkurse waren also beliebt?
Ja, die waren jeweils gut besucht.
Was waren die Rückmeldungen?
Viele richteten sich eine Kompostierung ein und ich staunte, wie sie es dann umsetzten: Nämlich richtig! Gerade beim Kompostieren kann man ja schnell mal irgendetwas machen, aber “Irgendetwas” ist dann noch lange nicht gut.
Was macht denn einen richtig guten Kompost aus? Was sind da die wichtigsten Grundsätze?
Erstmal, dass er gut pflanzenverträglich ist. Hier siehst du (zeigt auf einen kleinen Blumentopf mit Kresse), wie diesbezüglich ein einfacher Test aussieht, den man innert einer Woche machen kann: Wir streuen Kressesamen aus, und wenn die Kresse dann keimt und so schön grün bleibt, dann haben wir guten Kompost. Das ist billig und einfach.
Und bei der Herstellung? Wenn ich vom Kompostieren keine Ahnung habe: Worauf muss ich vor allem achten?
Man muss ihn halt ein wenig pflegen. Das Kompostgut nur in eine Ecke zu schmeissen oder erst mal in einen Kübel, den man dann in dieser Hitze nach fünf Tagen rausbringt... Da stinkt das Zeug dann schnell, das gibt nichts Gutes. Auch aus den grossen Kompostierungs-Anlagen kommt oft nur minderwertiges Zeug raus. Wenn das Kompostgut aber frisch aus der Küche sorgfältig verwertet wird, stinkt das nicht. Da ist auch kein Pilz dran, alles ist gesund!
Der Kompost aus den grossen Anlagen sei nicht gesund, sagst du?
Sie haben überall riesige Probleme mit der Qualität. Es gibt heute einige Anlagen, da funktioniert es gut, aber die meisten haben Probleme.
Was sind denn diese Probleme genauer?
Wenn im Herbst lastwagenweise nur Äpfel in die Anlage kommen oder im Sommer nur Rasen: Das ist eine schlechte Voraussetzung für die Kompostierung auch in diesen grossen Anlagen. Da funktioniert es dann nur, wenn man das Kompostgut verkleinert, mit stickstoff- und kohlenstoffhaltigem Material vermischt und immer feucht hält... Das ist im Kleinen übrigens ebenso wichtig wie bei den grossen Anlagen, aber dort halt schwieriger umzusetzen.
Was würdest du sagen: Leute, die nur wenig Zeit haben, viel arbeiten... Was wäre deren beste Wahl zur Kompostierung?
Eine kleine Anlage.
Wurmkompost?
Wurmkompost, ja. Worm Up. Meine Tochter macht das, und es funktioniert. Sie hatte jetzt gerade etwas Schwierigkeiten mit der Hitze, aber das kommt dann schon wieder in Ordnung. Sie hat einen grossen Balkon, und sonst kompostiert sie hauptsächlich Küchenabfälle.
Bei Hitze funktioniert es also nicht so gut...
Im Moment ist es zu heiss. Ich hatte da auch Riesenprobleme mit den Wurmkompostanlagen. Sie sind mir ausgetrocknet, da stirbt dann halt alles ab.
Aber Wurmkompost wäre also eine gute Möglichkeit, wenn nicht so viel Platz vorhanden ist?
Ja, richtig.
Was gäbe es noch an anderen Möglichkeiten?
In vielen Städten gab es mal Quartierkompostierungen. Das hat dort gut funktioniert. In Olten und in der Stadt Basel haben wir uns das damals angeschaut. Es gibt es aber auch andernorts, in der Ostschweiz wird verschiedentlich für’s Quartier kompostiert, und es finden sich dann auch immer Leute, die danach schauen...
Dass also etwa die Zusammensetzung stimmt...?
Ja, die Mischung ist das A und O. Wie gesagt, jetzt im Sommer nur Rasen oder im Herbst nur Äpfel kompostieren zu wollen, geht nicht. Man muss das Kompostgut mit stickstoff- und kohlenstoffhaltigem Material mischen. Wenn die Zusammensetzung stimmt, dann funktioniert es im Kleinen, aber auch im Grossen. Das Kompostiergut einfach nur in eine Ecke zu schmeissen funktioniert ebenfalls nicht.
Um zu erkennen, ob der Kompost bereit ist, misst du ja die Temperatur. Wie oft tust du das, und wie oft befeuchtest du?Gerade musste ich etwas stärker befeuchten; weil es viel zu heiss geworden ist. Die einzige Methode, die funktioniert, ist die von Kurt Häfeli. (Blättert in einem kleinen Heft.) Diese Broschüre habe ich immer wieder kopiert und ausgegeben.
Was zeichnet diese Methode im Vergleich zu anderen Kompostiermethoden aus?Es geht nach der Handregel. Während einer Woche gibt man nicht mehr als eine Hand hoch , 12-15 cm ,gemischtes Material dazu. Das deckt man dann wieder handhoch, 2-3 cm, mit altem Kompost zu: So wird das neue Kompostgut geimpft und die Temperatur steigt. Wenn 60° C erreicht wird, entsteht eine Menge Dampf – vieles, was wir in den Kompost geben, besteht ja zu mindestens 70 – 80 Prozent Wasser. Der Dampf steigt auf und das Material darüber nimmt ihn auf und gibt ihn über Zeit wieder ab. Es lohnt sich, das auszuprobieren.
Was passiert, wenn da mehr Kompost drauf liegt?
Entweder wird es dann zu heiss, oder zu wenig heiss. Es ist dann jeweils schwierig, die richtige Feuchtigkeit zu halten. Innerhalb 24 Stunden sollte der Kompost auf 60° C kommen. Das hält dann ungefähr für 2 – 3 Tage, bevor die Temperatur langsam wieder zurückgeht... Nach einer Woche lege ich dann wieder eine Lage drauf.
Die Temperatur ist entscheidend. Kriegt man sie nicht hin, ist danach nicht alles hygienisch sauber: Wenn ich also krankes Material hinzugefügt habe, verbreiten sich die Krankheiten weiter, oder wenn ich sogenanntes “Unkraut” eingebracht habe, das Samen trägt...
Dann versamt es...
Der Kompost muss mindestens 60° C haben. Dann tötet es das alles ab.
Leider habe ich von der Broschüre von Kurt Häfeli nur noch dieses eine Exemplar: Ich musste es auch zuvor schon immer wieder nachkopieren.
Gerne. Und vielen Dank für das spannende Gespräch!
Gern geschehen!
Portner Sägerei: Anbieter des Häfeli-Komposts
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